Freitag, 19. Dezember 2008

Die UNO, eine Welt für sich!


Die UNO werde ich vielleicht am meisten an New York vermissen. Nicht nur, weil die Kollegen bei IPS wirklich super waren. Auch weil die Weltorganisation einfach ihren eigenen Charme hat. In so kurzer Zeit trifft man hier so viele interessante Menschen aus allen Ländern der Erde, hört zu vielen Themen -- Kriegen, Krisen, Entwicklung -- die Meinungen direkt Betroffener, und begegnet den Mächtigen und Einflussreichen unserer Zeit. Viele Themen werden hier täglich angesprochen, die es in Deutschland vielleicht zu einer Kurzmeldung in einer Tageszeitung bringen: Wie lässt sich Armut bekämpfen, wie arbeiten Entwicklungsländer untereinander zusammen, wie werden die Krankheiten, die gerade arme Menschen betreffen, eingedämmt oder was will der Sicherheitsrat für die vielen unschuldigen Opfer im Kongo, in Darfur oder in Somalia machen. UN-Personal oder NGO-Mitarbeiter geben einen Einblick in die Arbeit die sie "vor Ort" machen.

Entmutigend -- dennoch interessant -- ist wie Diplomatie funktioniert, zum Beispiel im Fall des schon erwähnten Kongo-Konflikts. Täglich schickt die UN-Mission vor Ort per Satellit ihren Ruf nach Truppenverstärkung nach New York. Täglich bekräftigt Ban Ki-Moon die Forderung nach Verstärkung. Täglich berichten die humanitären Hilfskräfte aus dem Kongo, wie schlecht es um die hunderttausenden Flüchtlinge steht -- und wie wenig Schutz die UN-Truppen bieten können. Und was macht der Sicherheitsrat? Er tagt, tagt und tagt (hat dabei nicht immer den Kongo auf der Tagesordnung) und ringt sich dann tatsächlich zu einer Entscheidung durch (was angesichts der Tatsache, dass sich dafür Amerika, Russland, China, Frankreich und England einig sein müssen, durchaus bemerkenswert ist): 3000 Soldaten mehr, deutlich weniger als gefordert. Nur: Die UNO selbst hat natürlich keine Truppen, die müssen die Mitgliedstaaten stellen. Angesichts der brisanten Lage sind gut ausgerüstete, gut trainierte Soldaten gefragt -- und die hat im Moment eigentlich nur eine Gruppierung in ausreichender Anzahl zur Verfügung: die EU. Doch nicht einmal die Länder, die im Sicherheitsrat für eine Aufstockung der Truppen gestimmt haben, halten es für notwendig, Hilfe zu schicken. Geschweige denn Deutschland... So frustrierend kann UN sein.


Manchmal ist es auch nur nutzlos, zum Beispiel wenn sich (wie ich schonmal erzählt habe) Staats- und Regierungschefs und andere hochrangige Abgesandte der Mitgliedstaaten treffen, um über die "Kultur des Friedens" zu besprechen. Klingt esoterisch -- ist bizarr. Ein Fokus der Veranstaltung liegt auf der Verständigung der Religionen, was ausdrücklich vom Sponsor des Events gefordert wurde: von Saudi Arabien. Das Paradis für Nicht-Muslime schlechthin! Und es kommt noch schlimmer: Kriegstreiber Nummer Eins, George W. Bush, gibt wohlfeile Worte von sich, berichtet wie Gott ihm aus der schwierigen Alkoholsucht geholfen hat (vergisst dabei zu erwähnen, wie Gott ihn zum Kreuzzug im Irak aufgefordert hat). Menschenrechtsfreie Länder wie Ethiopien rühmen sich ihrer toleranten Politik. Zum Kopfschütteln.

Doch dann gibt es auch noch die kleinen Sternstunden: Zum Beispiel wenn Diplomaten eigentlich hoch-verfeindeter Staaten am Gang scherzend miteinander reden. Wenn der Präsident der Generalversammlung -- ander als der Charisma-befreite Ban Ki-Moon -- mal deutlich gegen die USA, gegen Weltbank und IWF oder gegen Israels Blockade der Palästinensergebiete lospoltert. Oder wenn man live miterleben kann, wie Länder voneinander lernen (zum Beispiel im Bereich von Bildungs- und Entwicklungsprojekten) und Zusammenarbeit einfädeln. Highlights für Jung-Journalisten sind auch viele Pressekonferenzen, in denen gestandene Journalisten schon mal ihre Samthandschuhe ablegen und Spitzenpolitiker ins Schwitzen und Stottern kommen.


Aus all diesen Gründen werde ich also die UNO in New York -- die Miniaturversion der ganzen Welt -- schwer vermissen -- und so auch nie mehr erleben. Denn der marode Charme des Gebäudes ist bald Geschichte: Ab Anfang nächsten Jahres wird das Gebäude leer geräumt, ausgehölt und renoviert. Bye bye, UNO!

Donnerstag, 18. Dezember 2008

An (almost) Insider's View on New York -- Teil 1

Fuenf Tage noch, dann hat Deutschland mich wieder -- voruebergehend. Vier Monate in New York sind dann vorbei, die ich hier nicht noch einmal lang und breit darstellen will. Stattdessen gebe ich allen zukuenftigen New York Besuchern ein paar Tipps mit auf den Weg, was man hier alles machen kann, was moeglicherweise nicht auf den ausgetretenen Touristenpfaden liegt. Zum warm werden aber erstmal ein paar allgemeine Infos:
  1. Laufen, laufen, laufen, laufen! Zugegeben, kein wirklich revolutionaerer Ratschlag, aber doch der wichtigste. Ein richtiges Gefuehl fuer die Stadt bekommt man, indem man sich auf Schusters Rappen durch die vielen und vielseitigen Viertel bewegt. Die Haeuser veraendern sich, die Laeden werden teurer/billiger, die Leute auf der Strasse sind ganz andere. Generell gibt es -- inbesondere in Manhattan -- keine Ecke, wo sich ein Spaziergang nicht lohnen wuerde. Hier stoesst man auch auf viele kleine Entdeckungen, die den eigenen New York Besuch eben doch besonders machen.
  2. Einfach mal Leute anquatschen! Weg verloren? Keine Ahnung, wo man gut weggehen kann? Auf der Suche nach einem bestimmten Laden? Oder einfach nur Langeweile? Die meisten New Yorker sind extrem hilfsbereit und einem Schwaetzchen gegenueber immer aufgeschlossen. Dabei kommt auch immer die ein oder andere nette Anekdote heraus.
  3. Mit oeffentlichen Verkehrsmitteln fahren! Nirgends kann man Leute besser beobachten als in der New Yorker U-Bahn. Und glaubt mir, so schraege Voegel wie hier, findet man auch nicht ueberall.
  4. Auch mal raus aus Manhattan! Hier moegen alle beruehmten Touristenattraktionen sein, doch auch die anderen "Boroughs" haben ihren Charme. Fuer gutes, nicht so aufgestyltes und vor allem guenstigeres Nachtleben beispielsweise ist Brooklyn die erste Adresse (insbesondere Williamsburg). Und Brooklyn bietet mit der Nachbarschaft Park Slope, dem Prospect Park oder dem Brooklyn Bridge Park mit Wahnsinnsblick auf Manhattan und die beruehmten Bruecken auch sonst noch einige Highlights. Auch Queens, wo ich meinen Wohnsitz (noch) habe, hat schoene Ecken -- dazu spaeter mehr.
  5. Einkaufen gehen! Gut, das muss ich keinem New York Besucher zweimal sagen. Aber gerade weil New York so beruehmt ist, fuer seine Einkaufsmoeglichkeiten ist, lohnt es sich, auch in Laeden zu gehen, wo man nichts kaufen will -- einfach nur um sie anzuschauen. Auch alternative, den Kapitalismus aufs schaerfste verachtende Kulturtouristen sollten sich den grauenvollen Abercrombie & Fitch Laden in der Fifth Avenue, Tiffany's, den Disney Store, den Virgin Megastore am Times Square, Macy's, und all die anderen bekannten Locations anschauen. Solche Dimensionen gibt es bei uns einfach nicht. Doch New York hat nicht nur die riesigen Einkaufstempel zu bieten. Gerade im Village, an der Upper West Side, in Brooklyn oder in SoHo finden sich viele kleine Buchlaeden, Plattenlaeden, Galerien, Moebelgeschaefte etc. die wirklich urig sind und die ein oder andere Raritaet auf Lager haben.

Das mal zur Einfuehrung. In den kommenden Tagen werde ich die Liste ein bisschen mit konkreteren Tipps auffuellen, damit ich hier nicht nur so allgemeines BlaBla von mir gebe. In der Zwischenzeit koennt ihr hier ein bisschen (auf deutsch) lesen:

Deutsche Discountpower erobert Amerika

Lecker, Lebkuchen auch in NYC

PS: Sorry fuer die lange Funkstille... Viel, viel, viel zu tun!

Donnerstag, 4. Dezember 2008

Berlin & Nuremberg


"Are you from Berlin?" -- Das hab' ich nun schon öfter zu hören bekommen, wenn ich erzählt habe, dass ich aus Deutschland bin. Denn Berlin hat hier in New York einen ziemlich hippen Ruf. Einige Menschen, die ich eher der "alternativen Szene" zuordnen würden (bzw. die sich eher dieser Szene zuordnen würden, sonst würde es sich ja gar nicht lohnen, alternativ zu sein...), haben mir sogar schon erzählt, dass sie mit dem Gedanken spielen, in unsere schöne (und einzig wirkliche) Metropole zu ziehen: Ein Fotograf, eine Sängerin, ein sich nicht näher qualifizierender Schriftsteller und ein übel riechender Obama-Volunteer -- also genau die hoch-qualifizierten Einwanderer, die Deutschland haben möchte ;) Wer das Foto anschaut, wird übrigens bemerken, dass der Retro-Charme, den das UNO-Hautpquartier so reichlich versprüht, auch in Berlin zu finden ist...

Auch Nürnberg ist hier recht bekannt. "Da kommen doch die leckeren Bratwürste und die Lebkuchen her?" ... Nein, leider ist das nicht, was man zu hören bekommt. Eher: "Waren da nicht die Prozesse nach dem Krieg?" Yep, genau die. Oder: "Ich hab' gestern eine Dokumentation über die Nazis gesehen, da kam Nürnberg auch vor, die Parteitage und so. Kommst du da nicht her?" Yep, genau daher. Den Ruf ein bisschen aufpoliert (wobei die Nürnberger Prozesse -- im Gegensatz zu den Nürnberger Gesetzen -- gerade in der UNO ja nicht den schlechtesten Ruf genießen) haben Nürnberger Lebkuchen, die ich als Mitbringsel bekommen habe (Danke J.!), und im Büro angepriesen habe.

Dass ein New Yorker, der noch nie in Deutschland war, aber dennoch perfekt Deutsch konnte, mich verbessert hat, als ich ihm mitgeteilte, ich wäre aus Bayern, hab' ich glaub ich schon erzählt? Falls nicht, zitiere ich nur seine Verbesserung: "Nürnberg ist doch Franken, nicht Bayern." Mein Lieblings-New Yorker!

PS: Artikelupdate gibt's jetzt nur noch in der neuen, interaktiven und nicht (!!) von mir selbst erstellten Leiste im linken Menü. Sorry for any inconvenience.

Dienstag, 2. Dezember 2008

Shoppingrausch...

Angeblich erlebt Amerika das schlechteste Weihnachtsgeschäft seit Jahren -- dann möchte ich nicht in guten Jahren hier sein. Wenn Sonderangebote locken, wird Macy's (angeblich das größte Kaufhaus der Welt) zum Schlachtfeld und die Läden öffnen um 5 Uhr morgens. In einer Wal Mart Filiale ist ein Mitarbeiter niedergetrampelt worden, als er die Türen am vergangenen Freitag ("Black Friday Sale") aufsperrte. In einer Toys R Us Filiale gab es eine Schießerei um die letzte Spielekonsole... Was für eine Stadt. Ich selbst war auch im Kaufrausch und hab das ein oder andere gute Geschäft gemacht. Ohne mich dafür Prügeln zu müssen. Eine nette Straßenhändlerin hat mir einen Preisnachlass wegen meiner "schönen blauen Augen" gegeben. Die Dame weiß, wie man Geschäfte mit eitlen Männern macht.

Derweil habe ich auch noch eine wissenschaftliche Sensation vollbracht. Ich weiß, wer für den Klimawandel verantwortlich ist:

Der Bank of America verdanken wir den ganzen Salat. Ach ja, die Rockefeller Stiftung hat auch noch ihren Teil dazu beigetragen. Gut, zu wissen!

Dienstag, 25. November 2008

Nicole und die Kätzchen...


Vor ein paar Tagen war Charlize Theron hier, heute hat Nicole Kidman bei den Vereinten Nationen vorbeigeschaut, um ihr Image aufzupolieren. Als "good will ambassador" für UNIFEM, die UN Frauenorganisation, hat sie eine weltweite Kampagne gegen Gewalt gegen Frauen unterstützt: Statt der geplanten 1 Mio. Unterschriften für die Kampagne sind so gleich 5,6 Millionen daraus geworden. Die Starpower hat also genutzt! Auch in Zukunft will Nicole sich für Frauenrechte stark machen.

Bei der Pressekonferenz hatte ich das Glück, ganz, ganz, ganz vorne zu sitzen und konnte deswegen auch ganz nette Bilder von Nicole machen -- auch wenn sie mir persönlich noch nie sooo gut gefallen hat (jetzt kommt auch noch hinzu, dass sie langsam alt wird und viel zu dünn ist). Aber was solls, ein Star ist sie ohne Zweifel. Und da sie sich für einen guten Zweck einsetzt, der sonst weniger Beachtung bekommen würde, verdient sie hier auch ein dickes Lob.

Wer ihren Film "Die Dolmetscherin" gesehen hat, weiß übrigens auch, dass sich Nicole hier im UN-Hauptquartier sehr gut auskennen müsste...

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Völlig unglamourös hab ich noch zu erzählen, dass Ices, die WG-Katze in mein Zimmer gekotzt hat... Aber er hatte auch allen Grund dazu: Miguel hat nämlich für eine Nacht die vier Katzenbabies aus dem Hinterhof bei uns aufgenommen, weil es draußen einfach zu kalt für sie war. Und das hat den alten Kater (der sonst alle Aufmerksamkeit für sich hat) anscheinend so verstört, dass dabei seine Verdauung durcheinander gekommen ist ;) ... Mittlerweile haben die Kätzchen ein neues Zuhause bei zwei Familien gefunden.

Mittwoch, 19. November 2008

Nach Hause mit dem Uni-Taxi...


München, Berlin, Heidelberg -- Eliteunis? Könnt ihr vergessen. Selbst für die wenigen Auserwählten, die die Ehre haben, an einer der genannten Unis einen Elitestudiengang zu belegen, dürfte der Service, den Studenten an der Universität Yale in New Haven genießen, nur ein Traum sein -- es ist laut letztem Ranking auch die zweitbeste Uni der Welt nach Harvard.

Klar, der Campus ist malerisch. Die Bibliothek ein neogotische Schloss mit bequemen Ledersesseln zum Pauken. Und Studenten können sich bei Vorträgen und Veranstaltungen kostenlos den Bauch voll schlagen. Ach ja, die Professoren sind natürlich auch Weltklasse -- ihre Seminare dafür klein und überschaubar, damit keiner zu kurz kommt.

Was mich aber am meisten neidisch gemacht hat: Ein Anruf, und die Uni schickt ein Taxi, um die Studenten nachts sicher nach Hause zu bringen. Umsonst! Egal ob von der Disco, dem Kino, oder -- was bei Elite-Studis häufig der Fall ist -- von der Bibliothek: der Shuttleservice kommt. Glücklicherweise auch für Gäste der Studenten ;)


Nun noch das UN-Update: Wirklich Aufregendes ist in letzter Zeit nicht passiet -- wobei? George W. Bush hat noch einmal hier Halt gemacht, um bei der Veranstaltung "Culture of Peace" eine Rede zu halten -- und anstatt irgend etwas hilfreiches von sich zu geben, davon zu erzählen, wie der Glauben ihm geholfen hat. (Wer sich hier fragt, was ausgerechnet Bush bei einer Friedensveranstaltung soll, ist nicht allein. Aber da Saudi Arabien -- eine No-Go-Area für Nicht-Muslime -- die Initiative zur Veranstaltung gab, braucht man sich über gar nichts wundern.) Auch Gordon Brown hat sich sehen lassen, während Deutschland nur einen Vertreter aus der zweiten Reihe schickte.

Außerdem bemerkenswert: Charlize Theron gab sich die Ehre, da sie neue UN-Friedensbotschafterin ist. Und um es nicht zu spannend zu machen: Sie schaut tatsächlich mindestens so gut aus, wie in ihren Filmen.

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Artikel-Update:

CLIMATE CHANGE: World Willing to Pay More for Green Energy

Activists Seek Executive Order Banning Torture

Zum Schluss noch eine interessante deutsche Geschichte... Vielleicht kommt euch eine der erwähnten Personen bekannt vor ;

Donnerstag, 13. November 2008

Rüffel aus der Zentrale...

So kanns laufen: Da hatte ich mit der Ständigen Vertretung Deutschlands hier bei den Vereinten Nationen wunderbar ein Interview mit dem Botschafter ausgemacht, der Termin stand -- und dann kam doch noch die Absage: Die "Zentrale" aus Berlin, möchte nicht, dass der Botschafter ein Interview zu meinem angefragten Thema gibt.

Worum es gehen sollte? Was aus den deutschen Anstrengungen, einen Sitz im UN-Sicherheitsrat zu bekommen, geworden ist. Nachdem Gerhard Schröder sich mit der Bush-Regierung ziemlich verkracht hatte, sah es ja schon sehr schlecht aus -- schließlich geht ohne Zustimmung der USA erstmal gar nichts. Trotzdem hat Angela Merkel letztes Jahr hier in der UNO Deutschlands Vorhaben noch einmal bestätigt -- und Frank-Walter Steinmeier dieses Jahr (vor gerade einmal sechs Wochen) auch nochmal.

Will man allerdings ein Interview darüber führen, ob es mit der anstehenden Obama Administration möglicherweise wieder besser aussieht, oder ob das Projekt mittlerweile ad acta gelegt wurde, heißt es aus dem Auswärtigen Amt: Das ist zurzeit alles kein Thema! Komisch, wenn doch der Chef der "Zentrale" gerade erst deutliche Worte darüber gesprochen hat. Aber Kein Interview. So kanns laufen...

Mittwoch, 12. November 2008

Drei starke Frauen... (+ marxistisches Update)

Habe gestern drei tolle Frauen kennengelernt -- allerdings nicht ganz meine Altersklasse ;) Nevertheless, check it out:

RIGHTS: Women Leaders Reject "State of Living Death"

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Juchu, ich werde Marxist: Die "Junge Welt" -- ehemals Zeitung der Freien Deutschen Jugend in der DDR, jetzt marxistische Zeitung -- hat einen meiner IPS-Artikel in deutscher Übersetzung abgedruckt. Wenn das mal kein Erfolg ist ;)

Mehr und mehr Abraum

Da die Jung-Marxisten allerdings ein Gespür fürs Geschäft haben, bleibt der Artikel zahlenden Online-Kunden vorenthalten. Hier gibt's ihn aber umsonst. Sind leider einige Passagen des englischen Originals weggelassen :(

Montag, 10. November 2008

Mama Africa Passed On...



Es ist nicht ihr größter Hit, aber eines ihrer schönsten und traurigsten Lieder: "When I've Passed On..."

Bis zum Schluss stand sie auf der Bühne: Miriam Makeba. Eine der größten Sängerinnen unserer Zeit -- und meiner Meinung nach eine der besten -- ist in der Nacht von Sonntag auf Montag mit 76 Jahren gestorben. Ein paar Stunden vorher war sie noch in Italien auf der Bühne gestanden. Was für ein Leben hatte sie hinter sich.

Mit ihren Liedern, die sie in so vielen verschiedenen Sprachen gesungen hat, hat sie gegen Rassismus, Diskriminierung und Krieg gesungen. Sie war nicht nur eine südafrikanische Küsntlerin, sie machte wirkliche "Weltmusik" -- die Abteilung, in der ihre CDs heute im Plattenladen zu finden sind.

Ich hatte das Glück, sie zweimal live zu sehen (2003 & 2005 in Würzburg) und kann nur sagen, dass sie auch mit über 70 eine unglaubliche Bühnenpräsenz und eine gewaltige Stimme besessen hat. Selbstbewusst und im Handumdrehen hat sie ein paar tausend Menschen zum Kochen gebracht, war dabei charmant, witzig und noch immer nicht müde, für ihren Kontinent einzutreten:

"Afrika besteht nicht nur aus Krieg und Krisen -- es gibt dort so viele schöne Dinge."

An dieses Zitat kann ich mich immer noch erinnern...

Aber ich will hier keine Biographie schreiben, dafür geb ich euch zwei Links. Ein Artikel ist auf Englisch (der bessere), einer auf Deutsch:

An Appraisal: Taking Africa With Her to the World

Persona non grata und „Mamma Africa“

Da ich ja selbst zurzeit in der UNO am Werk bin, will ich außerdem noch auf ihr Engagement für die Vereinten Nationen und ihre Reden gegen das südafrikanische Apartheid Regime hinweisen, die sie hier gehalten hat. Hier ein Ausschnitt:



Ich werde sie jedenfalls sehr vermissen -- aber nicht vergessen...

Dienstag, 4. November 2008

Yes, He Could! (Update: Jetzt mit Video und Link)



Was für eine Nacht! Was für ein Gewinner! Was für ein Verlierer! Was für ein Land! Ich kann euch gar nicht sagen, was für ein Wahnsinns-Feeling es war, die Wahlnacht live in Manhattan mitzuerleben. Gut, zuerst mussten wir vier Stunden auf ein festes Ergebnis warten -- aber dann gings richtig los.

Jubelnde Menschenmassen freuten sich für Obama, Leute fielen sich in die Arme, haben geweint, gelacht oder konnten es noch gar nicht fassen. Als zum ersten Mal eine Hochrechnung erschien, die Obama über der magischen 270-Stimmen-Marke (im Wahlmänner Kollegium) sah, hat es noch kaum jemand bemerkt, weil es klein im Eck stand. Dann aber wurde es groß über alle Bildschirme verkündet: Barack Obama, President-Elect!

Kurz nach elf New Yorker Zeit, hielt John McCain, der Verlierer, eine Rede. Und die hatte es in sich: Der Mann hat wahre Größe gezeigt. Bewundernswert. Er hat Obama nicht nur gratuliert, er hat alle Amerikaner dazu aufgerufen, Obama jetzt zu unterstützen; hat gesagt, wie wichtig es für alle ist, dass ein Afroamerikaner Präsident wird, weil es zeigt, dass Amerika immer noch für jeden eine Chance bietet. Sehr ergreifend.

Eine Stunde später war es dann endlich so weit: Obama hielt seine Rede. Die ersten paar Minuten konnte ich leider nicht mitbekommen, weil der CNN-Bildschirm (damn!!!) ausgefallen ist. Über alles, was danach kam, kann ich aber nur sagen: Wahnsinn! Eine super Rede. Er hat nicht nur zu seinen Anhängern in Chicago gesprochen, sondern wirklich zu allen Amerikanern, die die ihn wählten und die es nicht taten, und zur ganzen Welt. Er hat alle auf eine gemeinsame Zukunft eingeschworen... Ich kann euch gar nicht mehr genau sagen, was er alles gesagt hat -- aber es war wirklich überwältigend gut. Sowas habe ich noch nie erlebt.

Wir müssen George W. Bush wirklich danken, dass er acht Jahre ein derart schlechter Präsident war. Anders wäre so ein Ergebnis wie heute wohl nicht möglich gewesen. Und unter Präsident Obama wird Amerika hoffentlich wieder das, was es mal war: The greates country on earth! Heute ist ein guter Anfang gemacht...

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Durfte mich heut auch ein bisschen mit der Wahl beschäftigen. Hier der Link:

POLITICS: U.N. Hopes for "New Multilateralism" Under Obama

Viel Spaß beim Lesen!

Montag, 3. November 2008

Final Countdown in Obama-Land


Wahlkampf in Amerika? In New York hat man davon eigentlich nur aus den Medien mitbekommen. Warum sollte hier auch jemand Wahlkampf machen? New York ist Obama-Land (well, es wäre wohl noch stärker Hillary-Land gewesen, immerhin ist sie Senatorin für NY). In letzten Umfragen lag Obama hier bei 62% -- McCain nur bei 31%. Klarer ist es nur in Washington D.C.. Morgen -- das kann ich garantieren -- werden die 31 New Yorker Stimmen im Electoral College auf Obama festgelegt werden.

Von den beiden Kandidaten hat sich denn auch keiner hier für eine Wahlkampfveranstaltung blicken lassen, es sei denn es ging um Events national wichtiger Medien (wir erinnern uns: die "liberal media elite" [Sarah Palin] sitzt schließlich in New York): Für wichtige Talkshows, Erfahrung mit internationaler Politik (Palin@UN) oder Saturday Night Live machten Obama und McCain dann schonmal eine Ausnahme. Auch für große Fundraising Veranstaltungen übrigens -- damit sie die Menschen in den anderen Staaten mit noch mehr Werbung überschütten können.

Republikaner habe ich -- wenn überhaupt -- nur in kleinen Grüppchen angetroffen. Tapfer haben sie ihre McCain-Palin Schilder hochgehalten, was ihnen in New York allerdings nur müdes Kopfschütteln oder mitleidiges Lächeln eingebracht hat. Die Republikaner, mit denen ich hier gesprochen habe, stammen entweder aus konservativen Hochburgen und sind nur zum studieren oder arbeiten hier. Oder sie kommen vom Land und wollten in der Stadt ein bisschen für Stimmung sorgen.


Obama-Anhänger haben in NY eigentlich keine wirkliche Wahlkampfarbeit geleistet -- das haben schon die Läden übernommen, in denen man unzählige stylische T-Shirts und Buttons mit dem Antlitz des "schwarzen Kennedy" kaufen konnte. Stattdessen war das Obama Team hier auf der Jagd nach Volunteers, die Telefon- und E-Mail-Kontakte mit unentschlossenen Wählern herstellen sollten.

Jetzt ist das Ganze endlich zu Ende: Heute halten die Kandidaten ihre letzten Wahlkampfreden -- inhaltlich wird da wohl nicht mehr viel bei rumkommen. Morgen ist die Wahl und es sieht sehr danach aus, als ob Obama deutlich gewinnen würde. Wenngleich nicht mit einem derartigen Erdrutschsieg, wie man es angesichts der katastrophalen Lage der USA nach acht Jahren Republikaner-Herrschaft eigentlich erwarten könnte. Das darf man nicht vergessen.

Trotz aller Palin-Patzer und sonstiger Pannen im McCain-Wahlkampf, ich denke, sein Gesicht wird der Senioren-Senator nicht durch eine desaströse Niederlage verlieren. Was ich durchaus gut finde. Denn McCain ist in Interviews und Auftritten -- abgesehen von seinen politischen Standpunkten -- persönlich sehr sympatisch und witzig (letzteres kann Obama nicht unbedingt von sich behaupten). Sieht man sich seine Bilanz als Senator an, so kann auch diese überzeugen.

McCain hat häufig nach Themen, nicht nach Parteizugehörigkeit entschieden. Er hat sich für Immigranten stark gemacht, gegen Korruption in Washington, für mehr Transparenz und hat Stellung gegen die religiöse Rechte eingenommen -- die durchaus extremistische Züge hat. Um seine Überzeugungen durchzusetzen hat McCain häufig mit Demokraten zusammengearbeitet. Obama dagegen ist in seiner kurzen Zeit im Senat sehr im Hintergrund geblieben und hat sich am Demokraten-Establishment orientiert.


Im Wahlkampf allerdings hat Obama klar die bessere Figur gemacht, seine Positionen -- die überzeugender waren und sind -- besser vertreten und ist fairer geblieben. In den Debatten hat er argumentiert, anstatt zu provozieren und angesichts der Finanzkrise ist er nicht in blanken Aktionismus verfallen. Mit den Clintons scheint er sich außerdem glimpflich arrangiert zu haben -- und mit Joe Biden hat er einen kompetenten -- wenn auch langweiligen -- Vizekandidaten rausgesucht.

McCain hat im Wahlkampf viele der Positionen, die seine Beliebtheit ausgemacht haben, vernachlässigt und -- nicht zuletzt -- die unterhaltsame, aber unerträgliche Sarah Palin ins Boot geholt. Dafür gehört er abgestraft und Obama sollte Präsident werden. Auch weil er ein Schwarzer ist.

Ich hoffe jedenfalls, dass Obama morgen gewinnt -- und McCain trotzdem sein Gesicht wahren kann. Es wäre schade um ihn. Um es mit dem Economist zu sagen: Hätte sich McCain doch 2000 bei den Primaries gegen George W. Bush durchgesetzt, die Welt sähe heute anders -- vermutlich besser -- aus. Jetzt aber ist Zeit für Obama.

Sonntag, 2. November 2008

Ein Wochenende in New York...

Das Thema dieses Wochenendes war global betrachtet sicherlich die US-Wahl am Dienstag (zu der ich hier vorher auch noch was von mir geben werde) -- nicht jedoch für mich in New York. Es war einfach zu viel los -- was für ein Wochenende.




Freitag war -- dürfte man ja auch in good old Germany mitbekommen haben -- Halloween. Daheim verteufle ich das "Fest" ja auch immer (Ami-Scheiß, gibt doch Pelzmärtel, müssen wir alles nachmachen?...) -- aber ich muss schon sagen, was die New Yorker hier veranstaltet haben war echt nicht zu verachten: eine stundenlange Parade entlang der Avenue of the Americas; super Kostüme, die teilweise wirklich viel Geld gekostet haben müssen oder in Kleinstarbeit selbst gemacht waren; Hammerstimmung in der ganzen Stadt. Prädikat: Empfehlenswert! (PS: Wenn ihr wüsstet, was ich durchmachen musste bis ich das besch****ene Video bei YouTube hochbekommen hab. Musste es dazu leider sehr stark komprimieren :( )




Der Samstag hat das ganze dann noch übertroffen, denn niemand anderes als Janet (Miss Jackson, if you're nasty!) hat im Madison Square Garden Halt gemacht für ihre "Rock With U" Tour -- eine Aufforderung, der ich natürlich gerne gefolgt bin ;) Und ich kann allen Janet-nicht-toll-Findern da draußen nur sagen, dass dieses Konzert glaube ich, jeden überzeugt hätte. 2 1/2 Stunden hat sie performt, fast 40 Lieder und natürlich genial getanzt, zusammen mit acht Tänzern. Super Show! Aber das war mir eigentlich vorher schon klar ;)(Sorry für den schlechten Ton)



Heute gabs zum Ausklang des Weekends noch den New York Marathon. 35.000 Teilnehmer, durch alle fünf Boroughs, Sonnenschein -- aber echt kalt. Die Stimmung am Streckenrand war gut, die Läufer, die schon etwas wackelig auf den Beinen waren, wurden fleisig angefeuert (ein paar mussten leider trotzdem von Sanis abgeholt werden). Ärgerlich: Der Sponsor ING (dazu gehört auch die DiBa)hat nur zahlende Kunden einen Blick auf die Ziellinie gewährt... Für alle anderen Schaulustigen war ein paar hundert Meter vorher Schluss.

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Hier noch das Artikel-Update:

ENVIRONMENT: Massive Shift to Clean Energy Could Start Tomorrow

FINANCE: Revolt Against "Elite Clubs" Grows at U.N.

Freitag, 24. Oktober 2008

Ich arbeite noch...

Falls sich irgendwer gefragt haben sollte, ob ich noch arbeite (weil doch seit geraumer Zeit nichts online war) -- hier ist der gegenteilige Beweis:

Health: The Global Killer You Never Heard Of


Auch sonst war ich nicht untätig in letzter Zeit, die Artikel waren nur alle nicht fürs Internet, sondern für unseren gedruckten Newsletter, der jeden Monat erscheint. Also: Keine Ferien in NY ;)

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Bill lobt W.


Nach seinen Ausfällen gegen Obama während des Vorwahlkampfs (hey, er musste für seine Frau fighten!) scheint Bill Clinton wieder in der Rolle des "elder statesman" angekommen zu sein -- wie sonst ließe sich folgender Satz erklären, den er heute in der UNO von sich gegeben hat:

"Hier hat George W. Bush tatsächlich einmal eine richtig gute Idee gehabt -- ich habe mich geärgert, dass mir das damals nicht eingefallen ist."

In einem Anflug von Schläue hat George W. Bush dem Kongress nämlich vorgeschlagen, Nahrungsmittelhilfe für die Hungernden der Welt vor Ort, in betroffenen Ländern oder Regionen zu kaufen -- anstatt sie kostenintensiv aus Nordamerika zu verschiffen. Leider -- so betont Clinton -- hat die Agrarlobby ein positives Votum des Kongress verhindert, Demokraten wie Republikaner haben den noblen Vorschlag abgelehnt und Bush einmal mehr alt aussehen lassen. (Hmm, Agrarlobby vs. Entwicklungsländer? Kommt mir irgendwie bekannt vor...).

Clinton war heute hier, um dem World Food Day trotz Finanzkrise ein bisschen Aufmerksamkeit zu beschaffen und um seine Vorstellungen für die Agrarwirtschaft der Zukunft zu verbreiten (In brief: Nahrungsmittel sind kein Gut wie jedes andere; jedes Land sollte wenigstens ansatzweise in der Lage sein, sich selbst zu ernähren; der Transport wird ohnehin bald zu teuer und führt außerdem zu hohem CO2-Ausstoß). Heftig kritisierte er Agrarsubventionen in den USA und Deutschland und betonte mehrmals (!), dass auch er während seiner Amtszeit große Fehler in dieser Beziehung gemacht hat.

Clintons Aussagen machen dabei nicht nur Sinn, es ist wirklich eine Freude ihm zuzuhören. Er ist witzig, plaudert mal aus dem Nähkästchen, braucht seine Unterlagen so gut wie nie -- redet also vollkommen frei -- und wird dennoch sehr deutlich. So muss das sein! Da verzeiht man es ihm auch, dass er eine dreiviertel Stunde zu spät und während des Statements des Vorredners gekommen ist.

Schade eigentlich, dass Clinton erst nach seiner Amtszeit zu solchen Hochformen aufläuft...

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Armer "Dubya"



Nachdem ich gestern Abend den neuen Oliver Stone Film -- "W." -- gesehen habe, empfinde ich durchaus tiefes Mitleid mit dem armen, armen George W. (= "Dubya", sein Spitzname) Bush. Und das meine ich (zu einem bestimmten Grad) ernst.

Denn der Film ist, obwohl von einem Mitglied der "liberal media elite" konzipiert, sehr nachsichtig mit dem guten George und stellt ihn durchaus fair da: Als einfachen, wenig intelligenten Kerl ohne Manieren, der es in seiner Jugend zu nichts gebracht hat und oft einmal zu tief in die Flasche geschaut hat. Als Typen, der den Menschen eigentlich nur Gutes will, sich wahrhaftig von Gott berufen waehnt -- und der ein hoffnungsloses Opfer seiner inkompetenten, vor allem aber profit- und machtgeilen Berater wird. Seine alles laechelnd abnickende Frau Laura ist ihm auch keine grosse Hilfe...

Immer ueber Dubya trohnt der unnahbare Vater George H.W., selbst Praesident, aber von Clinton -- trotz vorbildlichem ersten Irakkrieg -- in der Wahl 1992 geschlagen. Zusammen mit Bushs Ex-Aussenminister Colin Powell (der kuerzlich ins Obama Lager uebergelaufen ist)kommt H.W. am besten im Film weg: Ihnen beiden sagt Oliver Stone nach, dass sie die Lage im Irak fruehzeitig richtig einschaetzten -- sich allerdings nicht gegen die Kriegstreiberfraktion Cheney, Rumsfeld und Wolfowitz (ohne Witz, sein Spitzname ist: Wolfi -- ich sollte mir also was anderes ueberlegen) durchsetzen konnten.

Langer Rede kurzer Sinn: Der Film hat ein bisschen an Brisanz verloren, da George W. Bush in Amerika und der Welt kaum noch wahrgenommen wird (und wenn nur noch als Witzfigur), ist aber trotzdem sehenswert -- arbeitet er doch die Hintergruende des Irakkriegs einigermassen glaubhaft auf. Ausserdem gibt's hin und wieder was zu lachen, besonders die Darstellung von Condi Rice (die mehr an ein Huhn als an eine Politikerin erinnert) fand ich sehr witzig.

Die Lehre also (wie sie sehr schoen auch im aktuellen Time-Magazine in einem Kommentar zu finden ist): Ein Praesident, der wenigstens ein bisschen intelligent und gebildet waere, waere zur Abwechslung mal gar nicht so uebel.

Uebrigens: Auch Joschka Fischer ist im Streifen kurz zu sehen, und ueber den "Kraut" Schroeder faellt von Dubya auch eine abfaellige Bemerkung ("Der benuetzt mich ja nur, um wiedergewaehlt zu werden" -- womit er wahrscheinlich einmal richtig lag)...

Sonntag, 19. Oktober 2008

John-Kerry-Stadt


Kann sich noch jemand an John Kerry erinnern? Vor vier Jahren war er der glücklose demokratische Herausforderer von George W. Bush und hat die Wahl recht deutlich verloren. Trotzdem: eine kurze Zeit lang stand er im Brennpunkt des öffentlichen Interesses aus aller Welt. Jetzt ist es still um ihn -- doch wir müssen uns keine Sorgen um ihn machen ;)

Mit meinen Eltern (die jetzt gerade am Flughafen in NYC eintrudeln dürften, um die Maschine in die Heimat zu nehmen) hab ich einen Trip nach Boston unternommen, wie immer mit dem unschlagbar günstigen China-Town Bus. Boston ist schön, hat einige historisch wichtige Gebäude. Kein Wunder: Spielte die Stadt doch eine wichtige Rolle für die Unabhängigkeit der USA von England (u.a. Boston Tea Party). Unverkennbar ist Boston auch eine sehr wohlhabende Stadt: In Maniküre-Salons lassen sich die jungen Püppchen von chinesischen Frauen mit gelangweilter Mine bearbeiten, um anschließend (vermutlich) mit Papas Kreditkarte zu zahlen...


Der Stil der Stadt ist ein ganz anderer als in New York: Die Wolkenkratzer sind bis auf eine Ausnahme noch nicht allzu alt (maximal 40 Jahre), die historischen Gebäude können ihren englischen Charakter nicht verbergen. Außerdem ist natürlich nicht so ein Gehetze auf den Straßen und alles ist deutlich leiser.

Über den George River hat man es nicht weit zu zwei der besten Unis der Welt: Harvard und MIT (Massachusets Institute of Technology). Aus Zeitgründen sind wir nur nach Harvard, was sich durchaus gelohnt hat. Ein wirklich netter Campus mit alten Backsteingebäuden, aber auch neuere Glasbauten -- das ist schon was anderes als Erlangen.

Nun aber zurück zu John Kerry. Der Herr ist seit 1985 Senator für Massachusets (neben Edward Kennedy, dem letzten politisch aktiven Kennedy) und ist mit einer mehrere hundert Millionen Dollar schweren Erbin aus dem Heinz-Ketchup-Clan verheiratet -- und er wohnt in Beacon Hill, Boston, einem wirklich malerischen -- und extrem teuren -- historischen Viertel.

Wie es der Zufall so wollte, hat uns eine nette Mitarbeiterin der Touri-Information den Tipp gegeben bei Nacht durch Beacon Hill zu laufen. Für den Fall der Fälle hat sie uns in den Stadtplan gleich noch den Standort von John Kerrys Haus eingezeichnet. Naja, und als wir dort vorbeikamen, kam Mr Senator wohl gerade von der Arbeit ;) Leider waren wir zu schüchtern, um nach einem Foto zu fragen. Aber ein bisschen anstarren konnten wir ihn immerhin ;) Sein Haus würde ich übrigens auch nicht ablehnen...

Dienstag, 14. Oktober 2008

Eigenpromotion & Aktionstage


Zuerst möchte ich -- mal wieder -- ein bisschen Werbung in eigener Sache machen und auf meine neuesten Artikel hinweisen. Der eine davon hat es sogar zum Aufmacher auf der IPS-Website gebracht, was mich natürlich sehr gefreut hat ;)



Außerdem noch ein wichtiger Hinweis: Heute (15. Oktober) ist weltweiter Blog Action Day 2008. Tausende Blogger auf der ganzen Welt beschäftigen sich deshalb mit dem Thema Armut und Bekämpfung der Armut -- jeder aus seinem eigenen Blickwinkel heraus. Eigentlich wollte ich euch auch was in dieser Richtung bieten, bin aber aus Zeitgründen nicht dazu gekommen (nun ja, die neuen Artikel haben immerhin auch damit zu tun).

Am 17. Oktober ist außerdem Tag der Armutsbekämpfung, weshalb die UN Millenniumskampagne und GCAP (Global Call to Action Against Poverty) dazu aufrufen, "Stand Up and Take Action" Events zu veranstalten. Mehr Info hier:

Montag, 13. Oktober 2008

Schweden ärgern Bush

Der diesjährige Nobelpreis für Ökonomie (hach, was für ein schönes Fach) geht an Paul Krugman, Professor in Princeton. Zwar erhält er den Preis für seine Verdienste in Sachen Globalisierung, internationaler Handel und Wirtschaftsgeographie -- viel interessanter ist jedoch, was er nebenbei treibt: Er ist Blogger und Kolumnist für die New York Times. Und in dieser Eigenschaft mehr als deutlich.

Schon 2000 hat er vor einer möglichen Bush-Regierung gewarnt und Bushs falsche Wahlversprechen bloßgestellt. 2004 war er ein vehementer Gegner des Irakkriegs. Und heute fährt er gegen McCain/Palin schwere Geschütze auf ("...würden noch viel, viel schlechter regieren als Bush").

Ob das schwedische Nobelpreiskomitee damit ein politisches Zeichen setzen wollte? Wer weiß. Trotzdem ist es schön, dass George W. Bush ein bittersüßes Abschiedsgeschenk aus Stockholm mit auf den Weg bekommt und dass ein McCain-Kritiker, der in dieser Eigenschaft deutlich fundierter agiert als die Obama-Kampagne, zusätzliches Gehör bekommt.

Wer noch mehr wissen will, sollte einen Blick in meinen letzten Artikel werfen (Achtung, möchte Klicks erzeugen) ;):


Wer dann immer noch nicht genug hat, sollte sich dieses Interview mit Krugman reinziehen -- natürlich mit seinem zweiten Arbeitgeber der New York Times.

PS: Sorry für die lange Zeit ohne neue Blogbeiträge. Hatte viel zu tun und außerdem hohen Besuch (=Eltern, Julia & Co.) ;)

Mittelalter in Manhattan


Es gibt nichts, was es nicht gibt in New York: Mit "The Cloisters" am nördlichsten Rande Manhattans hat es sogar ein mittelalterliches Kloster aus Frankreich (na gut: es sind nur Teile davon) über den Atlantik in die "Neue Welt" geschafft -- dank großzügiger Finanzmittel von John D. Rockefeller.


Umgeben von einem wunderbaren, ruhigen Park und mit herrlichem Blick auf den Hudson River -- hier kommt Italien-Feeling auf -- beherbergt der halb mittelalteriche, halb rekonstruierte Bau ein Museum für europäische Kunst aus den "middle ages". Viele Stücke stammen aus Frankreich und den Niederlanden, aber auch deutsche Kunst ist erfreulich oft zu finden. Zugegeben, für Europäer bietet die Ausstellung, die eine Zweigstelle des Metropolitan Museums ist, wenig völlig überraschendes, sehenswert ist sie dennoch.

Außerdem ist der Fort Tyron Park, in dem das Fake-Kloster gelegen ist, ein wirklich guter Fleck, um die New Yorker Hektik hinter sich zu lassen. Es empfiehlt sich lediglich, die großen, ausgebauten Wege zu benutzen, denn auf den Trampelpfaden tritt man allzu schnell in benutzte Einweg-Spritzen oder Kondome...

Dienstag, 7. Oktober 2008

Bröckelndes Wahrzeichen - Teil 2

Wer die zweite TV-Debatte zwischen Barack Obama und John McCain verfolgt hat, darf sich fragen, ob sich die Renovierung des UNO-Hauptquartiers in New York (angesprochen in meinem letzten Post) überhaupt noch lohnt:

Trotz aller Gegensätze herrschte zwischen den beiden Präsidentschaftsanwärtern schnelle Einigkeit darüber, welche Bedeutung eine Entscheidung des UN-Sicherheitsrats hat, wenn diese den eigenen, amerikanischen Interessen widerspricht: Selbstverständlich gar keine! USA first, vergesst die Vereinten Nationen.

Während Deutschland sich noch um einen Sitz im Weltsicherheitsrat bemüht, arbeiten Demokraten und Republikaner schon an der Marginalisierung der UN -- anstatt sich redlich um eine Reform des Systems zu bemühen, die dringend notwendig ist. McCain hat stattdessen eine neue Vision: Eine "Liga der Demokratien". Es dürfte nur schwierig werden, deren Mitglieder auszuwählen. Wie wir uns alle noch erinnern werden, nennen sich Staaten gerne einmal "demokratisch", ohne es wirklich zu sein. Auf deutschem Boden ist das noch nicht allzu lange her. Immerhin darf die UNO-Generaldebatte noch dazu herhalten, um McCains Teamkollegin Sarah Palin mit ein paar Staatschefs zusammenzubringen, damit sie ihre mangelhafte Erfahrung in Sachen Außenpolitik ("I can see Russia from my house") aufpolieren kann.

Die Geringschätzung der UN durch die USA macht eine Zusammenarbeit der internationalen Gemeinschaft bei allen drängenden Problemen (Naher Osten, Iran, Georgien, Darfur etc.) nur noch schwieriger: Wenn das mächtigste Land der Welt sich nicht für Entscheidungen des Sicherheitsrates interessiert -- und das offen ausspricht --, wieso sollten sich Länder wie Iran oder Nordkorea daran halten? Wieso sollte für Achmadinedschad gelten, was für Obama und McCain nicht gelten sollte? Wieso verlangen die beiden aber, dass sich jeder -- außer Amerika -- daran zu halten hat?

Und die Kandidaten -- insbesondere der Demokrat Obama, der ansonsten der klare Sieger der Debatte war -- teilen noch einen weiteren Tiefschlag an die Weltorganisation aus: "Hätten die USA den Völkermord in Ruanda verhindern können, so hätte sie es getan", sagt Obama -- und beweist Lücken in seiner historischen Bildung. McCain, der auch 1994 schon in Lohn und Brot des US-Senats saß und sein militärisches Urteilsvermögen nicht genug rühmen kann, pflichtet ihm gern bei.

Jedoch: Keine andere Regierung als die amerikanische Clinton-Administration hat in Ruanda weitreichendere Blauhelm-Aktionen verhindert -- und dem Massenmord an 1 Mio. Menschen zugesehen.

Angesichts all der offenen UN-Schelte muss ich sagen: Natürlich hat das System gravierende Mängel, es ist intransparent, ineffizient und alles andere als reaktionsschnell. Doch für nicht gerade wenige dieser Probleme sind die USA zu großen Teilen mitverantwortlich, weshalb sie auch an deren Lösung mitwirken sollten. Doch davon war im US-Wahlkampf bisher nichts zu hören.

Den beiden Präsidentschaftskandidaten sei außerdem noch geraten, etwas diplomatischere Töne anzuschlagen: Obama ruft nach amerikanischen Militäraktionen in Pakistan, McCain will mit Iran hart ins Gericht und für Russland, dessen aggressive Politik sicher auch ein Aufbegehren gegen fast zwei Jahrzehnte Geringschätzung durch Amerika ist, haben die beiden nur Drohungen übrig.

Ach ja, hat während der zweiten TV-Debatte irgendjemand etwas über den Nahost-Friedensprozess gesagt, der eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Terror und für die Stabilität der ganzen Region spielen dürfte? Nein, ich glaube nicht...

Montag, 6. Oktober 2008

Bröckelndes Wahrzeichen


57 Jahre ohne Generalüberholung. Wer kann das schon noch von sich behaupten? Viele Amerikaner(innen) jedenfalls nicht. Wohl aber das UN-Hauptquartier in New York. 1951 gebaut hat der Bau von weitem kaum an Eindruckskraft verloren: Noch immer spiegeln sich die umstehenden Gebäude und der East River in der breiten Glasfront des Sekretariatsgebäudes. Auch der Sitzungssaal der Generalversammlung wirkt in TV-Übertragungen erhabener als die meisten nationalen Parlamente. Doch bei näherem Hinsehen ist aller Glanz verschwunden.

Die Fassade -- insbesondere des Versammlungsgebäudes -- ist längst nicht mehr strahlend weiß, sondern von Abgasen verschmutzt. Die gepflasterten Flächen rund um den Komplex haben den Kampf gegen Unkraut, das sich aus allen Fugen drängt, längst aufgegeben. Die Sicherheitskontrollen finden in einem Zelt statt.


Und es kommt noch dicker: Die Sitzungsräume, deren Architektur, wie die des gesamten Gebäudes, nach wie vor sehr ästhetisch ist, stellen nicht nur optisch eine Zeitreise in die 50er dar. Die Polster der Stühle sind abgewetzt, Armlehnen aufgerissen, am Metallgestell der Sitze bröckelt der Lack. Die Kopfhörer für die Übersetzung sehen aus wie in frühen Stark Trek Episoden und den Zustand des Teppichbodens in vielen Bereichen des Hauses sollte sich jeder selbst einmal ansehen. Vorsicht sei außerdem all jenen geboten, die sich im Treppenhaus durch die Uno bewegen: Hin und wieder taucht unverhofft eine große Pfütze am Boden auf. Ich habe damit schon so meine Erfahrungen.

Besonders hübsch sind der dritte und vierte Stock des Sekretariats, wo Presse, Agenturen und TV-Sender ihre Büros haben. Beige Metallwände strahlen den Charme eines Luftschutzbunkers aus, die Neonröhren in den Büros (die teilweise keine Fenster haben -- so auch das von IPS) flackern. Oder sie gehen gar nicht, was besonders in dem Gang, der alle Postfächer beinhaltet, enorm hilfreich ist. Da es auch an Entsorgungsroutinen zu fehlen scheint, hat sich eine Wand im vierten Stock kurzerhand zum Sperrmüllsammelplatz entwickelt. Eine wahre Augenweide für Kenner der Technikgeschichte. Um keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen: Auch die Büros außerhalb der für die Medien bestimmten Stockwere sind definitiv vor dem Feng-Shui-Zeitalter entworfen worden.


Nun aber die Pointe: Die öffentlichen Schulen von New York haben dieses Jahr ihre Besuche im UN-Hauptquartier eingestellt -- da das Gebäude den Feuerschutzrichtlinien nicht entspricht. Kontrollen in 2006 und 2007 haben 866 (!) Verstöße festgestellt, von fehlenden Feuerschutztüren über fehlende Rauchmelder bis hin zu fehlenden Sprinkleranlagen. UN-Mitarbeiter behaupten zwar, das Gebäude sei sicher. Dennoch ließ man für 2,7 Millionen Euro neue Feuerschutztüren einbauen -- mit dem hervorragenden Ergebnis, dass diese für behinderte Menschen so gut wie gar nicht passierbar sind. Deswegen -- da die UN ja nicht behindertenfeindlich sein will -- stehen die Feuerschutztüren ("Fire door! Keep closed!") jetzt den ganzen lieben langen Tag offen. Und die Schüler bleiben weiterhin fern.

Auch in Sachen Wasserverbrauch stellt die Weltorganisation ürbigens kein Vorbild dar: Überall tropfende Wasserhähne oder defekte Toilettenspülungen, die unentwegs fließen. Ach ja: Im New Yorker UN-Hauptquartier werden außerdem Papiertücher zum Abtrocknen verwendet, Hand-Föns Fehlanzeige.

Alle hoffen jetzt auf die erste Renovierung des gesamten Gebäudekomplexes, die langsam aber sicher in die Gänge kommt und etwa 1,9 Milliarden Dollar kosten soll. Und die etwa 6000 Beschäftigten im Gebäude fragen sich schon jetzt, wo sie dann eigentlich untergebracht werden.

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Hier noch mein letzter Artikel:

POLITICS: Kosovo's Independece Bid Could End Up in Court

Lege ich allen JONA-Kosovo-Fahrern natürlich sehr ans Herz ;)

Freitag, 3. Oktober 2008

Lesestoff

Mit etwas Verspätung:

RIGHTS: Rendition Victims "Missing" in Ethiopia

und

Im Takt der Stadt von Queens nach Manhattan

Ein kleines Kontrastprogramm diesmal.

Biden siegt inhaltlich -- doch Palin überrascht

Auf Sonjas Vorschlag hin hatten wir gestern Abend das Vergnügen, die TV-Debatte der beiden möchtegern Vizepräsidenten im geselligen Kreis junger Republikaner anzusehen -- natürlich auf Fox News. Wer hätte gedacht, dass man es im liberalen New York schafft, eine ganze Kneipe mit jungen McCain-Palin-Fans voll zu kriegen ;)

Die Reaktion des Publikums entsprach ungefähr meiner Einschätzung: Palin war deutlich besser als erwartet -- selbst die jungen Republikaner haben mit einer Blamage gerechnet. Nach den Katastrophen-Interviews der letzten paar Tage, hat das "Boot Camp" mit McCain-Beratern Wirkung gezeigt. Palin war frech, manchmal sogar witzig, durchaus sympatisch und hat ihre auswendig gelernten Textpassagen ohne großes Stottern unters Volk bringen können (nun ja, als Antworten auf die ihr gestellten Fragen waren sie häufig etwas daneben). Auch optisch konnte sie in ihrem schwarzen Kostüm überzeugen ;)

Joe Biden, der dazu neigt in der dritten Person von sich zu sprechen, hatte inhaltlich natürlich häufig die Nase vorne. Man merkte bei vielen Themen einfach, dass sein Wissen nicht nur auf Last-Minute-Einarbeitung beruht. Am Anfang war er noch etwas blass, kam dann aber in Fahrt und hat am Schluss ein wirklich hervorragendes Abschlussstatement gehalten, das (hoffentlich) noch einmal was gerissen hat. Besonders im Bereich Außenpolitik und Wirtschaft konnte Biden(eher) überzeugen als Palin.

Doch auch sie hatte ihre starken Momente: In der Energiepolitik ist sie nicht so angreifbar wie der ewig-gestrige McCain. In Alaska hat sie sich frühzeitig mit dem Klimawandel auseinandergesetzt und hat Konzepte für eine größere Unabhängigkeit der USA von ausländischer Energie vorgelegt. (Wer meinen letzten IPS Artikel gelesen hat, weiß allerdings, dass Offshore drilling und Ölbohren in Alaska niemanden retten wird)

Und wer war nun der Sieger? Nun, so einfach lässt sich das nicht sagen. Die Schwäche beider Kandidate war, dass sie kaum aus dem Schatten von McCain bzw. Obama treten konnten und deren Positionen häufiger vertraten als ihre eigenen. Palin konnte in dieser Hinsicht noch eher Kante zeigen als Biden, der häufig darum bemüht war, frühere Streitigkeiten zwischen ihm und Obama zu relativieren.

Inhaltlich dürfte es dennoch keine Debatte geben, dass Biden -- obschon auch häufig sehr vage -- fundierter argumentiert hat als die flapsige Sarah. Doch es sollte sich keiner etwas vormachen: Nur weil Biden schon seit Urzeiten im Senat sitzt, heißt das noch nicht, dass er ein grandioser Politiker ist (das gilt auch für McCain). Fähig ist er, kein Zweifel, aber das Kaliber eines Al Gore (oder -- ich wiederhole mich -- einer Hillary Clinton) hat er auf keinen Fall. Er war an diesem Abend dennoch der inhaltliche Sieger. Viele zusätzliche Stimmen für Obama dürfte er allerdings nicht erzeugt haben.

Palin kann auf jeden Fall von sich behaupten, dass sie der McCain-Kampagne nicht noch weiteren Schaden zugefügt hat. Und -- auch das sollte man nicht außer Acht lassen: Bei den Wählern, die mehr nach Sympathie oder Identifikationskraft wählen, dürfte sie gepunktet haben. Und davon gibt es in den USA eine ganze Menge (übrigens auch in Deutschland: "Schröder war mir einfach sympathischer, deswegen hab ich ihn gewählt"). Ob das allerdings ausreicht, um McCain aus dem Abwärtssog der Wirtschaftskrise zu ziehen? Man wird sehen.

Zum Schluss noch Kritik an beiden Kandidaten: Wenn man eine Frage beantwortet, sollte man zumindest kurz auf deren tatsächlichen Inhalt eingehen -- und nicht nur die eigene Agenda zum 20. mal runterbeten.

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Bald ist Zapfenstreich...

Wer wissen will, was mich die halbe Woche und ein paar Büschel Haare gekostet hat, sollte auf den Link klicken ;)

ENVIRONMENT: Companies Scramble for Ever-Scarcer Resources

Muss schon sagen, die ganzen Umweltthemen lassen mich noch zum Öko werden.

Dienstag, 30. September 2008

Auch in der Krise können sie noch lachen...

Wer denkt, hier in New York herrscht nach den turbulenten Tagen an der Wall Street absolute Weltuntergangsstimmung, der irrt sich. Jedenfalls ist das meine Wahrnehmung. Gut, in der UNO gehen sie besonders gelassen damit um -- aber wer da ein paar Jahre arbeitet und sich ständig mit irgendwelchen Krisen (food crisis, Kriege, Umweltkatastrophen, Massenmord...) auseinandersetzen muss, für den ist ein Kursrutsch des Dow Jones wohl nicht allzu dramatisch.

Aber auch sonst ist die Stimmung in der Stadt nicht verhagelt. Ich komme auch jeden Tag an zig Filialen der Banken, die sich nur noch in den Notverkauf retten konnten, vorbei (WaMu, Wachovia) -- keine Schlangen davor, keine panischen Kunden. Business as usual. Ich glaube am "Schwarzen Freitag" 1929 haben sich da ganz andere Szenen abgespielt. Vielleicht ist das einfach nur ein Zeichen dafür, wie sehr sich die Wall Street von "Main Street" entfernt hat.

Viel mehr Sorgen mache ich mir um meine Landsleute in Bayern, wo jetzt bestimmt alles drunter und drüber geht. Die alte Ordnung ist in Frage gestellt, neue, revolutionäre Kräfte, mit verhärteten ideologischen Weltanschauungen -- wie die Freien Wähler oder die FDP -- drohen dem bayerischen Erfolg ein Ende zu machen ;) ... Zum Glück -- wie ich gerade gelesen hab -- ist die CSU schnell zur Vernunft gekommen und Erwin Huber hat für Horst Seehofer Platz gemacht. Wenn das nicht mal ein "junger Wilder" an der Spitze ist. Aber wer könnte schon aus dem Wahlergebnis herauslesen, dass das Wahlvolk möglicherweise von all den alten CSU-Gesichtern genug hat, die seit Menschengedenken die Politik bestimmen?

Naja -- genug über Bayern, bis ich zurückkomme, wird schon alles wieder in Ordnung sein. Bis dahin gibt es amerikanische Politik. So wie hier:

Montag, 29. September 2008

Fremdsprachenkenntnisse

Wer für IPS Artikel schreibt, wird zum Sprachengenie. Denn die Texte werden übersetzt ins Spanische, Portugiesische, Belgische, Deutsche (!) und... was ich bisher am exotischten finde: Ins Finnische!

Diese Version sollte ich vielleicht meiner nächsten Bewerbung beilegen... ;) Macht bestimmt Eindruck!

Samstag, 27. September 2008

Foto mit Bill, Dinner mit Mugabe


Für alle, die sich nicht sicher sind, wer da oben auf dem Foto zu sehen ist. Der eine, staatsmännisch, visionärer Blick, fein gekleidet, das bin ich ;) Eingerahmt von Heike (links), IPS-Mitpraktikantin aus Deutschland, und Maya (rechts), auch IPS, aber keine Praktikantin. Und ganz rechts der ältere Herr, das ist Bill Clinton. Ehemals Präsident der Vereinigten Staaten ;)
Abgesehen von dem Foto hab ich allerdings nicht viel von ihm mitbekommen, weil er eine Rede hinter verschlossenen Türen gehalten hat -- es ging um den "Global Compact". Alle Erlanger Wirtschaftsstudenten, die je eine Vorlesung bei Prof. Gilbert besucht haben, wissen, was das ist ;) Und alle anderen vielleicht auch.

Inhaltlich hab ich mich eher mit meinen zwei Artikeln beschäftigt, die diese Woche rausgingen -- habe aber viele Konferenzen etc. aus reinem Interesse besucht. Und natürlich, um hinterher damit angeben zu können, wen ich alles gesehen habe ;)


Neben Bill hab ich Condi, Tony Blair, Javier Solana, Ban Ki-moon und noch ein paar Vertreter des Nahost-Quartetts bei einer Pressekonferenz zum Friedensprozess in Palästina mitbekommen. Und man muss Condi eines lassen: Auch wenn Kostüm eher nach Schlafanzug aussah, so dumm wie ihr Chef ist sie in keinem Fall. Interessant: Sie und der russische Außenminister haben sich nach der PK noch unter vier Augen kurz unterhalten -- wie gute Freunde haben sie dabei beim besten Willen nicht ausgesehen.

Am Donnerstagabend hatte ich das Vergnügen, im Waldorf Astoria Hotel zu speisen. Zum 3. Freundschaftsdinner des Türkischen Kulturzentrums New York. Das mag nach einem kleinen Verein klingen, ist aber alles andere als das: Der große Ballsaal im Waldorf edel geschmückt, leckeres Essen, viele türkischstämmige Ärzte, Professoren, Unternehmer, ebenso Amerikaner. Und: Ein ganzer Tisch voller Staatsoberhäupter. Präsident Gül hat eine Rede über Frieden, Freundschaft, Menschenrechte und Demokratie gehalten, während -- man mag es kaum glauben -- an seinem Tisch auch Robert Mugabe, Terror-Diktator aus Simbabwe, gespeist hat. Verkehrte Welt.

Gekommen war ich eigentlich, um Hillary Clinton zu sehen, die die beiden vergangenen Jahre immer mit von der Partie war. Leider schickte sie diesmal nur eine Videobotschaft aus Washington :( Wer sich fragt, wie ich eigentlich zu der Veranstaltung reingekommen bin? Erkan, IPS-Kollege, geboren in Münster, aber seit Jahren in New York, ist sehr engagiert in dem Verein und hat mich auf die Liste gesetzt. Merci dafür!


Gestern Abend -- kurz vor acht -- nicht gerade zur Prime Time in Sachen U.N. durfte Frank-Walter Steinmeier noch seine Rede vor der Generalversammlung halten. Die war zu diesem Zeitpunkt noch mit einer handvoll Hinterbänklern besetzt. Denn die Reihenfolge der Redner besagt, dass erst alle Staatsoberhäupter, dann alle Regierungschefs, dann Vize-Regierungschefs und dann Außenminister etc. dran kommen. Zum Glück ist Steinmeier ja Vizekanzler, sonst wäre erst heute (Samstag) oder gar erst am Montag an der Reihe gewesen. Und dann sind wirklich alle wichtigen Politiker schon abgereist.

Seine Rede, die er dankenswerterweise auf deutsch gehalten hat, war dann durchaus akzeptabel: Für Multilateralismus, UN-Reform, gegen Irans Atomprogramm, für Afrika... Nichts ungewöhnliches. Bemerkenswert am Ende: Bei einer -- "dringend notwendigen" -- Reform des UN-Sicherheitsrats wäre Deutschland durchaus bereit "noch mehr Verantwortung zu übernehmen". Sie könnens einfach nicht lassen ;)

Politrenter schlägt Oberlehrer

Nach dem gestrigen TV-Duell zwischen McCain und Obama werde ich in meiner Ansicht immer mehr bestärkt: Die Demokraten wären mit Hillary besser gefahren.

Man stelle sich das mal vor: Da steht John McCain, Mitglied der Partei, die Amerika zielstrebig an den Rand des Abgrunds gesteuert hat, und schafft es, Obama eineinhalb Stunden in die Defensive zu drängen. Na gut, sagen wir eine Stunde. Denn als Irak, Iran und Russland diskutiert werden, kann Obama endlich punkten. Doch in seiner Paradedisziplin -- der Wirtschaft -- schafft er es nicht, sich deutlich von McCain abzusetzen.

Beide bleiben sehr vage -- und das, obwohl ein zukünftiger Präsident angesichts einer Finanzkrise solchen Ausmaßes meiner Meinung nach, etwas konkreter werden müsste. Noch besser: Von ihren bisherigen Steuerplänen weichen sie kaum ab und wollen ihre Steuersenkungsprogramme, ihre Mehrausgaben für zahlreiche Projekte und ihre Energiepolitik als Lösung für die derzeitige Krise verkaufen.

Obama stottert, räuspert sich, sucht nach Worten -- souverän wirkt das nicht gerade. Und McCain, der Politrenter, der alleine durch die Wahl seiner potentiellen Vizepräsidenten völlige Inkompetenz bewiesen hat, stellt sich als tatkräftiger Reformer dar und drückt hin und wieder auf die Tränendrüse. Und in Amerika wirkt das leider.

Obamas größter Fehler: Ständig -- wirklich ständig -- beginnt er seine Antworten mit: "Senator McCain is right." Oh, Mann! Wie wäre es mit einem direkten Wahlaufruf?

Gut, möglicherweise hätte Hillary es nicht besser gemacht. Aber sie und Bill haben in den 90ern immerhin schonmal bewiesen, dass sie es besser können als Bush. Und als Senatorin -- change hin oder her -- ist sie allemal mehr in Erscheinung getreten als Obama.

Hiermit ist meine Einschätzung abgegeben und ich habe auch schon die Kurve gekriegt zur versprochenen UN-Berichterstattung. (Auch deswegen hab ich Hillary und Bill ins Spiel gebracht ;) )... Folgt im nächsten Post!

Donnerstag, 25. September 2008

Einer geht noch...

Bevor ich morgen die Berichterstattung zur Generalversammlung -- wieder mit interessantem Bildmaterial ;) -- vervollständigen werde, hier der Beweis, dass ich nicht nur faul irgendwelchen Staatschefs hinterherlaufe:

ECONOMY: It Pays to Go Green

Viel Spaß damit!

Lesen!

Mein neuestes Werk ;)

DEVELOPMENT: Matching Struggling Farmers with the World's Hungry

Dienstag, 23. September 2008

Tagessieger: Ahmadinedschad

Die 63. Sitzungsperiode der UNO-Generalversammlung wurde heute feierlich eröffnet -- und der Sieger des Tages steht fest: Mahmud Ahmadinedschad, Präsident der Islamischen Republik Iran. Warum? Er hat es am besten geschafft, seine Botschaft -- die ich nicht unterstütze -- unters Volk zu bringen. Selbst Bush und Sarkozy, die neben Ahmadinedschad wohl bekanntesten Redner des heutigen Tages waren, dürften es schwer haben, morgen mehr über sich in den internationalen Medien zu finden.

Aber von vorne: Nach den aufregenden eineinhalb Stunden am Eingang und der Möglichkeit, alle heute anwesenden Staatschefs zu sehen, bin ich erstmal ins Büro, um mir die Reden reinzuziehen. Wie schon erwähnt, hat mich Bush sehr enttäuscht. Gut, es ist seine letzte Rede hier, und die Amerikaner (geschweige denn der Rest der Welt) glauben ihm ohnehin nichts mehr. Aber heute wäre doch eine Chance gewesen, den eigenen Eintrag im Geschichtsbuch noch etwas aufzumöbeln. Stattdessen Gemeinplätze: Terrorbekämpfung, Schurkenstaaten usw. Immerhin zur Finanzkrise hat er Stellung genommen: Alles in Ordnung -- wir kriegen das schon hin.

Nach Bush übernahm Sarkozy das Rednerpult. Der ging schon mehr ins Detail und sprach -- bemerkenswert -- fast nur für Europa. Nicht für Frankreich. Eine Reform des Finanzsystems will er, eine engere wirtschaftliche Partnerschaft mit Russland -- nicht ohne Bedingungen, der UN-Sicherheitsrat soll erweitert werden, die G8 Gruppe auch und im Konflikt mit Iran setzt er auf Diplomatie. In der anschließenden Pressekonferenz, bei der auch Frau Carla (die in Magazinen deutlich besser aussieht als in persona) + ich ;) anwesend sind, geht er nochmal ins Detail. Er weiß mit den Medien umzugehen, kann sich halbwegs kurz fassen, nimmt sich allerdings nicht allzuviel Zeit.

Nachmittags hab ich dann an meinen Geschichten gearbeitet und ein kurzes Interview geführt, bevor es mit dem GV Programm auch schon weiterging. Es folgte -- wie sich herausstellen sollte -- das Highlight des Tages: Ahmadinedschads Pressekonferenz. Schon vorher ist er "positiv" (bitte nicht meinen, ich wäre jetzt ein Fan von ihm ;) ) aufgefallen: Während Bush, Condi & Co. seine Rede nicht anhörten, sondern wie kleine Kinder aus der Versammlung gingen, hat er sich Bushs Kritik persönlich angehört. Und: Als einziger Präsident hat er bei seiner Ankunft in der UNO die Treppe, nicht die Rolltreppe genommen ;)

Seine Pressekonferenz hat noch einmal mehr Journalisten angezogen als Sarkozys. Und er hat sich deutlich mehr Zeit genommen. Aber vor allem: So seltsam es klingt, er schafft es wirklich, sympathisch zu wirken. Er bleibt immer ruhig, ist extrem höflich, antwortet in Sekundenschnelle sehr strukturiert -- ohne groß ins Labern zu kommen. Inhaltlich unerträglich: Von Israel spricht er nicht, nur von den "Zionisten" und ihrem Regime. Wie er in obigen Video allerdings erklärt, sind "Zionisten" nicht gleich Juden. Die einen sind die Politiker, die anderen die Anhänger des Propheten Moses. Was auch immer man davon halten soll.

Schlecht für Amerika: Mit den Menschenrechtsverletzungen, den Atomwaffen und den Kriegen der Amis kennt sich Ahmadinedschad bestens aus. Interessant an seinen Ausführungen -- und ich bin mir sicher, dass er viele Unterstützer unter den UNO-Mitgliedstaaten hat: Er wirft den USA und einigen europäischen Staaten vor, immer von der "internationalen Gemeinschaft" zu sprechen, wenn sie eigentlich nur sich selbst meinen.

Natürlich drehen sich die meisten Fragen um das iranische Atomprogramm. Er bleibt ebenfalls natürlich dabei, dass Iran nur friedlich die Atomkraft nutzen will. Das "Zeitalter der Atombomben" ist nach Ahmadinedschads Meinung ohnehin vorbei. Denn: Würden diese Waffen irgendetwas bringen, hätte man damit bereits Probleme lösen können. Da das nicht der Fall ist, sind sie völlig überflüssig. Überhaupt: Iran will friedlich mit allen Staaten leben, auch mit den Amerikanern, und ist jederzeit zu Gesprächen bereit.

Wenn nach der Situation in Iran gefragt wird, meint man, Ahmadinedschad kommt aus der liberalsten Demokratie der Welt. Jeder darf sagen, was er will. Keiner wird verfolgt. Und "Human Rights Watch", die erhebliche Menschenrechtsverletzungen feststellen, sind Schergen der US-Regierung. Ebenso wie die Internationale Atomenergiebehörde natürlich.

Nach seiner Pressekonferenz nimmt der iranische Präsident noch ein kleines Bad in der Journalistenmenge und beantwortet weitere Fragen. Selbst für Erinnerungsfotos steht er zur Verfügung. Meiner Meinung nach ist sein Umgang mit den Medien strategisch sehr klug. Er kann seine Position gut vertreten. Und die Journalisten sind ihm dankbar, dass er sich mehr Zeit als andere nimmt.

Nun aber genug zu Mahmud. Bin auch noch fast in den türkischen Präsidenten Gül gerannt. Plötzlich stand er vor mir, kam aus einem Raum heraus, ich war am Gang unterwegs. So schnell konnte ich gar nicht schalten. Zu guter Letzt war ich noch auf der PK des bolivianischen Präsidenten Evo Morales. Auch er ist zurzeit nicht gerade der beste Freund der Amis. Freimütig erzählte er, wie oft und auf welche Art die USA in den vergangenen Jahren versucht haben, seine Regierung zu destabilisieren, seinen Aufstieg zum Präsidentenamt zu verhindern und ihn umzubringen.

Mein Fazit nach dem heutigen Tag: Die USA -- aber auch Europa -- sollten wirklich damit anfangen, die anderen Erdteile etwas ernster zu nehmen und als gleichwertige Partner zu behandeln -- anstatt nur die eigenen Interessen durchsetzen zu wollen. Auch Sarkozys Vorschlag, den Sicherheitsrat zu erweitern, ist nur halbherzig. Würde er wirklich etwas voranbringen wollen, könnte er auch anbieten, auf Frankreichs Vetorecht zu verzichten oder einem gemeinsamen EU-Sitz zuzustimmen. Die große Zustimmung, die Amerika-Kritiker wie Ahmadinedschad und Morales heute bekommen haben, sollte "den Westen" jedenfalls nachdenklich machen...

Am grauen Teppich...

Tja, um fünf (!!!) aufgestanden und trotzdem nicht in die Halle der Generalversammlung gekommen. Aber: An den "Delegates Entrance", durch den alle Minister, Botschafter, Staats- und Regierungschefs maschiert sind. Aus Deutschland waren Steinmeier und -- mal wieder -- Heidemarie W. dabei. Aber so wirklich interessiert hat sich keiner für sie. Da waren Bush, Sarkozy und Ahmadinedschad schon interessanter. Und Carla Bruni, die nicht mit ihrem Mann, sondern später kam, natürlich auch.





Für alle, die in den Videos niemanden erkennen ;): Oben Ankunft Bush, darunter Ankunft Ahmadinedschad

PS: Habe von denen, die in die Halle gekommen sind erfahren, dass die Sicht extrem enttäuschend ist, da man etwa hundert Meter vom Redner entfernt sitzt. Also hab ich zumindest die bessere Sicht gehabt. Und die Reden hab ich im Fernsehen verfolgen können: Bush war extrem schwach -- nur das übliche Blabla über Terror, Freiheit und so weiter. Dafür war Sarkozy überzeugend. Mehr dazu später!

Montag, 22. September 2008

Versammelt euch!


9:45h: Erste Reihe, direkt vorm Mikrofon -- und es kann nur noch wenige Augenblicke dauern, bis er erscheint: Nicolas Sarkozy, unser aller Lieblingsfranzose. Doch dann das: Er, der die Presse erst herbestellt hat, kann leider doch nicht kommen. Wichtige bilaterale Gespräche. Ahja... Die Generalversammlung fängt gut an.

Die UNO ist im Ausnahmezustand. Viel mehr Security als sonst, die umliegenden Häuserblocks sind abgesperrt, auch für die Presse sind Teile des Gebäudekomplexes jetzt tabu. Waren letzte Woche noch maximal zwei bis drei halbwegs wichtige Konferenzen, Briefings oder sonstige Veranstaltungen pro Tag angesetzt, so kann man sich jetzt gar nicht mehr entscheiden, wo man hin soll. Heute (Montag) im Fokus: Afrika. Wie so oft. Ich arbeite allerdings erst ab Mittwoch an einem Artikel zum Thema -- zurzeit ist noch Asien und die islamische Welt dran.

Auch dazu gibt es einen Termin: Eine Pressekonferenz mit dem Generalsekretär der Organisation der islamischen Staaten. Zum ersten Mal kann ich bei einer PK eine Frage stellen -- die Antwort ist leider, wie so oft, schwammig, unkonkret und umschifft den unangenehmen Teil meiner Frage. Aber immerhin.

Dann kommt doch noch eine kleine Entschädigung für die geplatzte Sarkozy-Begegnung. Tony Blair (der gerade erst in Yale Halt gemacht hat) gibt sich zusammen mit dem palästinensischen Premierminister, dem norwegischen Außenminister und einem israelischen Politiker (dessen Funktion ich vergessen habe) die Ehre, um über den Nahost-Friedensprozess zu berichten. Der Tenor: Immerhin scheint die Abwärtsspirale der letzten Jahre beendet und die Rezepte für einen nachhaltigen Erfolg scheinen auch klar zu sein. Fehlt nur noch das Geld und der Wille. Blair weiß definitiv wie er mit Kameras und Journalisten umgehen muss -- aber er sieht älter und abgearbeiter aus als erwartet.

Der Tag geht weiter und ich habe noch die Chance die Presidenten von Madagaskar und von Brasilien live zu hören. Letzterer erhält den IPS Award und ich darf die Preisverleihung filmen. Daher stammt auch obiges Foto.

Auf UN-TV kann ich die Auftritte von Condi Rice und Heidemarie Wieczorek-Zeul verfolgen. Und siehe da: Unsre Heidi macht sich wirklich gut und gibt ein energisches Plädoyer ab, dass die Industriestaaten -- wenn sie mal eben 700 Milliarden für ruinöse Banken hinlegen können -- gefälligst ein paar Milliarden für Afrika übrig haben müssen. Dumm nur, dass auch Deutschland in den letzten Jahren vor allem in einem Punkt stark war: Versprechungen. Mehr Geld kam auch aus der BRD und Heidemaries Ministerium nicht. Aber -- davon bin ich überzeugt -- ihre Schuld ist das nicht. Wieczorek-Zeul erhält hiermit den Award für meine Lieblingsministerin im Berliner (Horror-)Kabinett.

Im Laufe des Tages stellt sich übrigens heraus, dass der Trubel doch nicht so groß ist. Die Kantine ist nicht wesentlich voller als sonst und bei den meisten Beteiligten herrscht eine solche Routine -- da kann gar nichts anbrennen. Ob das morgen, wenn George W. & Co. ihre großen Auftritte haben auch so bleibt... Ich bin gespannt.

Donnerstag, 18. September 2008

E-Mails...

Wieder einmal zeigt sich im wahren Leben, dass vieles, was an Schulen und Unis gelehrt wird, nicht zwingend etwas mit der Realität zu tun hat. Mein Beispiel: Briefe bzw. die digitalen Nachfolger E-Mails. Bis heute kann ich mich an die komatöse Aufregung im Klassenzimmer/Seminarraum errinnern, die herrschte wenn "Geschäftsbriefe" auf Englisch einstudiert wurden. Schön mit allen Formalia. So höflich wie möglich. Denn -- behaupten vor allem die Dozenten an der Uni, die meist native speaker sind -- im englischen Sprachraum läuft ja alles viel viel viel höflicher ab als im muffligen Deutschland.

Von wegen. Hier ein paar Beispiele:

"Will get back to you on this."

(Komplette Antwort der Pressesprecherin einer milliardenschweren Bank für Entwicklungshilfe. Anrede? Nee.)

"Werner, Thanks yours."

(Dieser Herr von einem sehr bekannten Kinderhilfswerk hat nicht einmal meinen Namen richtig gelesen. Lustigerweise nennt mein Opa mich auch manchmal Werner)

"wolfgang: thanks"

(Hier stimmt immerhin der Name -- bis auf die Kleinschreibung)


Wir sehen also: Kurz und knapp ist die Höflichkeit der Zukunft. Was durchaus seine Vorteile hat, denn ich antworte jetzt auch nur noch in kurzen Sätzen ohne viel Blabla drumherum ;)

Mittwoch, 17. September 2008

Weltpremiere...

Geschafft, endlich ist mein erster Artikel bei ipsnews.net online. Könnt ihn euch gerne mal hier anschauen:

Muss allerdings zugeben, dass der Text erstens extrem lang ist -- es ist also Durchhaltevermögen gefragt -- und dass er zweitens nicht sooooo toll ist. Das Thema war recht kompliziert und mit der englischen Sprache bin ich natürlich auch noch etwas auf Kriegsfuß. Doch immerhin: Der Artikel hats ins Netz geschafft ;)

Update: Dachte ja eigentlich, dass ich jetzt wieder länger auf die nächste Story warten muss. Aber jetzt hab ich schon die nächsten zwei Themen, über die ich schreiben soll... Cool!

Sonntag, 14. September 2008

Meine neue Liebe...

(Wetter:) ...ist die Klimaanlage. Genauer gesagt natürlich, die vielen Klimaanlagen in Bussen, U-Bahnen, Büros, Einkaufszentren, Geschäften und auch sonst überall. Aus Umweltgesichtspunkten finde ich den gigantischen Energieverbrauch, den die Dinger verursachen, natürlich höchst verwerflich (als Pfadfinder ist mir die Umwelt bekanntlich besonders wichtig!!) - aber wer einmal die tropische Schwüle erlebt hat, die sich zurzeit über der Stadt breit macht, ist höllisch froh, wenn er mal für fünf Minuten in einen kühlen Bus kann.


(Wohnung:) Schließlich und endlich konnte ich in mein eigenes Zimmer einziehen, nachdem die ominösen Mitbewohner ausgezogen sind - ins Nachbarhaus ;) Mit meinem Domizil bin ich auch sehr zufrieden: Es ist groß, die Wände sind nett gestrichen, der Wandschrank ist ideal, um das alltägliche Chaos hinein zu verbannen und - was in New York nicht selbstverständlich ist - es ist extrem leise, da mein Fenster zum Hinterhof geht.


(Job:) Das Klima im IPS-Büro wird immer lockerer, wir kennen uns ja jetzt alle schon ein bisschen. Auch der Tagesablauf spielt sich ein: Im "Media Alert" der UNO checken wir jeden Tag, was am morgen so ansteht an Pressekonferenzen, Sitzungen des Sicherheitsrats, der Generalversammlung, Veranstaltungen von UN-Agencies usw. und überlegen uns, was uns interessiert und was uns für unsere Geschichten weiterhelfen könnte. Ist nichts besonderes komm ich gegen elf ins Büro (brauch ne gute Stunde dorthin), schau die unzähligen Pressemitteilungen durch, die von sämtlichen UN-Organen täglich herausgespült werden und geh dann um 12 zum "Noon Briefing" mit der "Spokesperson of the Secretary General" - der Pressesprecherin von Ban Ki-moon. Vor allem die anschließende Fragerunde ist spannend, weil man da den "alten Hasen" von Korrespondenten zusehen kann, wie sie versuchen, Infos aus der Sprecherin rauszukitzeln. Aber da die selbst eine ausgefuchste Journalistin war, ist natürlich nicht viel zu holen ;)

Derzeit arbeite ich an meiner ersten Geschichte, die auch veröffentlicht wird (werde dann einen Link hier setzen... für alle, dies interessiert ;) ) und musste mich dafür erstmal ein bisschen umstellen. Denn die Artikel sind schon sehr anders als das, was ich bisher gemacht habe. IPS will immer so viel background information wie möglich liefern. Außerdem mindestens zwei exklusive statements an IPS (... told IPS ;) ). So weit so gut: Das Problem nur - im Vergleich zur Arbeit in Nürnberg: Man muss erstmal an Gesprächspartner kommen. Man stelle sich vor: Ich arbeite mit den meisten Leuten, die ich brauche, im gleichen Haus oder sie arbeiten in der Nachbarschaft. Aber gehen sie ans Telefon oder haben nach Pressekonferenzen Zeit? Fehlanzeige. Also muss man ihnen mit E-Mails hinterhersein und dann doch noch mal anrufen, ob die E-Mail auch ankam. Gegen die UNO ist die Nürnberger Stadtverwaltung ein wahrhaft disziplinierter Haufen ;).

Das Highlight der letzten Woche (nach dem Besuch von Ingrid Betancourt) war eine Pressekonferenz mit Danny Glover, dem Hollywood-Schauspieler, den man vielleicht aus Lethal Weapon kennt. (Auf dem Foto oben der zweite von links)


(Freizeit:) Am Wochenende hab ich mal ein bisschen Flushing (siehe Foto) und den Rest von Queens unsicher gemacht und hab festgestellt, dass es auch hier einiges zu tun gibt - an Läden, Restaurants, Bars, Parks, Museen. Muss also nicht immer Manhattan sein ;) Samstagabend bin ich mit Sonja ein bisschen durch Chelsea gezogen und ins Kino und heute war ich mit meinen Mitpraktikanten im East Village. Gab dort ein Open Air Theater auf nem niedlichen Platz vor einer Kirche - umsonst natürlich. Super motiviertes Team, nette Gesangseinlagen, cooles Bühnenbild und witzige Kostüme. Und eine hervorragende Message (auch wenn sie so ganz offen nie ausgesprochen wurde): Leute, bitte geht wählen, damit wir endlich die Republikaner los sind und unsere Wirtschaft, Umwelt und unser Sozialsystem in den Griff bekommen!! Der amerikanische Pathos durfte nicht fehlen, aber ich fands trotzdem gut.