Freitag, 24. Oktober 2008

Ich arbeite noch...

Falls sich irgendwer gefragt haben sollte, ob ich noch arbeite (weil doch seit geraumer Zeit nichts online war) -- hier ist der gegenteilige Beweis:

Health: The Global Killer You Never Heard Of


Auch sonst war ich nicht untätig in letzter Zeit, die Artikel waren nur alle nicht fürs Internet, sondern für unseren gedruckten Newsletter, der jeden Monat erscheint. Also: Keine Ferien in NY ;)

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Bill lobt W.


Nach seinen Ausfällen gegen Obama während des Vorwahlkampfs (hey, er musste für seine Frau fighten!) scheint Bill Clinton wieder in der Rolle des "elder statesman" angekommen zu sein -- wie sonst ließe sich folgender Satz erklären, den er heute in der UNO von sich gegeben hat:

"Hier hat George W. Bush tatsächlich einmal eine richtig gute Idee gehabt -- ich habe mich geärgert, dass mir das damals nicht eingefallen ist."

In einem Anflug von Schläue hat George W. Bush dem Kongress nämlich vorgeschlagen, Nahrungsmittelhilfe für die Hungernden der Welt vor Ort, in betroffenen Ländern oder Regionen zu kaufen -- anstatt sie kostenintensiv aus Nordamerika zu verschiffen. Leider -- so betont Clinton -- hat die Agrarlobby ein positives Votum des Kongress verhindert, Demokraten wie Republikaner haben den noblen Vorschlag abgelehnt und Bush einmal mehr alt aussehen lassen. (Hmm, Agrarlobby vs. Entwicklungsländer? Kommt mir irgendwie bekannt vor...).

Clinton war heute hier, um dem World Food Day trotz Finanzkrise ein bisschen Aufmerksamkeit zu beschaffen und um seine Vorstellungen für die Agrarwirtschaft der Zukunft zu verbreiten (In brief: Nahrungsmittel sind kein Gut wie jedes andere; jedes Land sollte wenigstens ansatzweise in der Lage sein, sich selbst zu ernähren; der Transport wird ohnehin bald zu teuer und führt außerdem zu hohem CO2-Ausstoß). Heftig kritisierte er Agrarsubventionen in den USA und Deutschland und betonte mehrmals (!), dass auch er während seiner Amtszeit große Fehler in dieser Beziehung gemacht hat.

Clintons Aussagen machen dabei nicht nur Sinn, es ist wirklich eine Freude ihm zuzuhören. Er ist witzig, plaudert mal aus dem Nähkästchen, braucht seine Unterlagen so gut wie nie -- redet also vollkommen frei -- und wird dennoch sehr deutlich. So muss das sein! Da verzeiht man es ihm auch, dass er eine dreiviertel Stunde zu spät und während des Statements des Vorredners gekommen ist.

Schade eigentlich, dass Clinton erst nach seiner Amtszeit zu solchen Hochformen aufläuft...

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Armer "Dubya"



Nachdem ich gestern Abend den neuen Oliver Stone Film -- "W." -- gesehen habe, empfinde ich durchaus tiefes Mitleid mit dem armen, armen George W. (= "Dubya", sein Spitzname) Bush. Und das meine ich (zu einem bestimmten Grad) ernst.

Denn der Film ist, obwohl von einem Mitglied der "liberal media elite" konzipiert, sehr nachsichtig mit dem guten George und stellt ihn durchaus fair da: Als einfachen, wenig intelligenten Kerl ohne Manieren, der es in seiner Jugend zu nichts gebracht hat und oft einmal zu tief in die Flasche geschaut hat. Als Typen, der den Menschen eigentlich nur Gutes will, sich wahrhaftig von Gott berufen waehnt -- und der ein hoffnungsloses Opfer seiner inkompetenten, vor allem aber profit- und machtgeilen Berater wird. Seine alles laechelnd abnickende Frau Laura ist ihm auch keine grosse Hilfe...

Immer ueber Dubya trohnt der unnahbare Vater George H.W., selbst Praesident, aber von Clinton -- trotz vorbildlichem ersten Irakkrieg -- in der Wahl 1992 geschlagen. Zusammen mit Bushs Ex-Aussenminister Colin Powell (der kuerzlich ins Obama Lager uebergelaufen ist)kommt H.W. am besten im Film weg: Ihnen beiden sagt Oliver Stone nach, dass sie die Lage im Irak fruehzeitig richtig einschaetzten -- sich allerdings nicht gegen die Kriegstreiberfraktion Cheney, Rumsfeld und Wolfowitz (ohne Witz, sein Spitzname ist: Wolfi -- ich sollte mir also was anderes ueberlegen) durchsetzen konnten.

Langer Rede kurzer Sinn: Der Film hat ein bisschen an Brisanz verloren, da George W. Bush in Amerika und der Welt kaum noch wahrgenommen wird (und wenn nur noch als Witzfigur), ist aber trotzdem sehenswert -- arbeitet er doch die Hintergruende des Irakkriegs einigermassen glaubhaft auf. Ausserdem gibt's hin und wieder was zu lachen, besonders die Darstellung von Condi Rice (die mehr an ein Huhn als an eine Politikerin erinnert) fand ich sehr witzig.

Die Lehre also (wie sie sehr schoen auch im aktuellen Time-Magazine in einem Kommentar zu finden ist): Ein Praesident, der wenigstens ein bisschen intelligent und gebildet waere, waere zur Abwechslung mal gar nicht so uebel.

Uebrigens: Auch Joschka Fischer ist im Streifen kurz zu sehen, und ueber den "Kraut" Schroeder faellt von Dubya auch eine abfaellige Bemerkung ("Der benuetzt mich ja nur, um wiedergewaehlt zu werden" -- womit er wahrscheinlich einmal richtig lag)...

Sonntag, 19. Oktober 2008

John-Kerry-Stadt


Kann sich noch jemand an John Kerry erinnern? Vor vier Jahren war er der glücklose demokratische Herausforderer von George W. Bush und hat die Wahl recht deutlich verloren. Trotzdem: eine kurze Zeit lang stand er im Brennpunkt des öffentlichen Interesses aus aller Welt. Jetzt ist es still um ihn -- doch wir müssen uns keine Sorgen um ihn machen ;)

Mit meinen Eltern (die jetzt gerade am Flughafen in NYC eintrudeln dürften, um die Maschine in die Heimat zu nehmen) hab ich einen Trip nach Boston unternommen, wie immer mit dem unschlagbar günstigen China-Town Bus. Boston ist schön, hat einige historisch wichtige Gebäude. Kein Wunder: Spielte die Stadt doch eine wichtige Rolle für die Unabhängigkeit der USA von England (u.a. Boston Tea Party). Unverkennbar ist Boston auch eine sehr wohlhabende Stadt: In Maniküre-Salons lassen sich die jungen Püppchen von chinesischen Frauen mit gelangweilter Mine bearbeiten, um anschließend (vermutlich) mit Papas Kreditkarte zu zahlen...


Der Stil der Stadt ist ein ganz anderer als in New York: Die Wolkenkratzer sind bis auf eine Ausnahme noch nicht allzu alt (maximal 40 Jahre), die historischen Gebäude können ihren englischen Charakter nicht verbergen. Außerdem ist natürlich nicht so ein Gehetze auf den Straßen und alles ist deutlich leiser.

Über den George River hat man es nicht weit zu zwei der besten Unis der Welt: Harvard und MIT (Massachusets Institute of Technology). Aus Zeitgründen sind wir nur nach Harvard, was sich durchaus gelohnt hat. Ein wirklich netter Campus mit alten Backsteingebäuden, aber auch neuere Glasbauten -- das ist schon was anderes als Erlangen.

Nun aber zurück zu John Kerry. Der Herr ist seit 1985 Senator für Massachusets (neben Edward Kennedy, dem letzten politisch aktiven Kennedy) und ist mit einer mehrere hundert Millionen Dollar schweren Erbin aus dem Heinz-Ketchup-Clan verheiratet -- und er wohnt in Beacon Hill, Boston, einem wirklich malerischen -- und extrem teuren -- historischen Viertel.

Wie es der Zufall so wollte, hat uns eine nette Mitarbeiterin der Touri-Information den Tipp gegeben bei Nacht durch Beacon Hill zu laufen. Für den Fall der Fälle hat sie uns in den Stadtplan gleich noch den Standort von John Kerrys Haus eingezeichnet. Naja, und als wir dort vorbeikamen, kam Mr Senator wohl gerade von der Arbeit ;) Leider waren wir zu schüchtern, um nach einem Foto zu fragen. Aber ein bisschen anstarren konnten wir ihn immerhin ;) Sein Haus würde ich übrigens auch nicht ablehnen...

Dienstag, 14. Oktober 2008

Eigenpromotion & Aktionstage


Zuerst möchte ich -- mal wieder -- ein bisschen Werbung in eigener Sache machen und auf meine neuesten Artikel hinweisen. Der eine davon hat es sogar zum Aufmacher auf der IPS-Website gebracht, was mich natürlich sehr gefreut hat ;)



Außerdem noch ein wichtiger Hinweis: Heute (15. Oktober) ist weltweiter Blog Action Day 2008. Tausende Blogger auf der ganzen Welt beschäftigen sich deshalb mit dem Thema Armut und Bekämpfung der Armut -- jeder aus seinem eigenen Blickwinkel heraus. Eigentlich wollte ich euch auch was in dieser Richtung bieten, bin aber aus Zeitgründen nicht dazu gekommen (nun ja, die neuen Artikel haben immerhin auch damit zu tun).

Am 17. Oktober ist außerdem Tag der Armutsbekämpfung, weshalb die UN Millenniumskampagne und GCAP (Global Call to Action Against Poverty) dazu aufrufen, "Stand Up and Take Action" Events zu veranstalten. Mehr Info hier:

Montag, 13. Oktober 2008

Schweden ärgern Bush

Der diesjährige Nobelpreis für Ökonomie (hach, was für ein schönes Fach) geht an Paul Krugman, Professor in Princeton. Zwar erhält er den Preis für seine Verdienste in Sachen Globalisierung, internationaler Handel und Wirtschaftsgeographie -- viel interessanter ist jedoch, was er nebenbei treibt: Er ist Blogger und Kolumnist für die New York Times. Und in dieser Eigenschaft mehr als deutlich.

Schon 2000 hat er vor einer möglichen Bush-Regierung gewarnt und Bushs falsche Wahlversprechen bloßgestellt. 2004 war er ein vehementer Gegner des Irakkriegs. Und heute fährt er gegen McCain/Palin schwere Geschütze auf ("...würden noch viel, viel schlechter regieren als Bush").

Ob das schwedische Nobelpreiskomitee damit ein politisches Zeichen setzen wollte? Wer weiß. Trotzdem ist es schön, dass George W. Bush ein bittersüßes Abschiedsgeschenk aus Stockholm mit auf den Weg bekommt und dass ein McCain-Kritiker, der in dieser Eigenschaft deutlich fundierter agiert als die Obama-Kampagne, zusätzliches Gehör bekommt.

Wer noch mehr wissen will, sollte einen Blick in meinen letzten Artikel werfen (Achtung, möchte Klicks erzeugen) ;):


Wer dann immer noch nicht genug hat, sollte sich dieses Interview mit Krugman reinziehen -- natürlich mit seinem zweiten Arbeitgeber der New York Times.

PS: Sorry für die lange Zeit ohne neue Blogbeiträge. Hatte viel zu tun und außerdem hohen Besuch (=Eltern, Julia & Co.) ;)

Mittelalter in Manhattan


Es gibt nichts, was es nicht gibt in New York: Mit "The Cloisters" am nördlichsten Rande Manhattans hat es sogar ein mittelalterliches Kloster aus Frankreich (na gut: es sind nur Teile davon) über den Atlantik in die "Neue Welt" geschafft -- dank großzügiger Finanzmittel von John D. Rockefeller.


Umgeben von einem wunderbaren, ruhigen Park und mit herrlichem Blick auf den Hudson River -- hier kommt Italien-Feeling auf -- beherbergt der halb mittelalteriche, halb rekonstruierte Bau ein Museum für europäische Kunst aus den "middle ages". Viele Stücke stammen aus Frankreich und den Niederlanden, aber auch deutsche Kunst ist erfreulich oft zu finden. Zugegeben, für Europäer bietet die Ausstellung, die eine Zweigstelle des Metropolitan Museums ist, wenig völlig überraschendes, sehenswert ist sie dennoch.

Außerdem ist der Fort Tyron Park, in dem das Fake-Kloster gelegen ist, ein wirklich guter Fleck, um die New Yorker Hektik hinter sich zu lassen. Es empfiehlt sich lediglich, die großen, ausgebauten Wege zu benutzen, denn auf den Trampelpfaden tritt man allzu schnell in benutzte Einweg-Spritzen oder Kondome...

Dienstag, 7. Oktober 2008

Bröckelndes Wahrzeichen - Teil 2

Wer die zweite TV-Debatte zwischen Barack Obama und John McCain verfolgt hat, darf sich fragen, ob sich die Renovierung des UNO-Hauptquartiers in New York (angesprochen in meinem letzten Post) überhaupt noch lohnt:

Trotz aller Gegensätze herrschte zwischen den beiden Präsidentschaftsanwärtern schnelle Einigkeit darüber, welche Bedeutung eine Entscheidung des UN-Sicherheitsrats hat, wenn diese den eigenen, amerikanischen Interessen widerspricht: Selbstverständlich gar keine! USA first, vergesst die Vereinten Nationen.

Während Deutschland sich noch um einen Sitz im Weltsicherheitsrat bemüht, arbeiten Demokraten und Republikaner schon an der Marginalisierung der UN -- anstatt sich redlich um eine Reform des Systems zu bemühen, die dringend notwendig ist. McCain hat stattdessen eine neue Vision: Eine "Liga der Demokratien". Es dürfte nur schwierig werden, deren Mitglieder auszuwählen. Wie wir uns alle noch erinnern werden, nennen sich Staaten gerne einmal "demokratisch", ohne es wirklich zu sein. Auf deutschem Boden ist das noch nicht allzu lange her. Immerhin darf die UNO-Generaldebatte noch dazu herhalten, um McCains Teamkollegin Sarah Palin mit ein paar Staatschefs zusammenzubringen, damit sie ihre mangelhafte Erfahrung in Sachen Außenpolitik ("I can see Russia from my house") aufpolieren kann.

Die Geringschätzung der UN durch die USA macht eine Zusammenarbeit der internationalen Gemeinschaft bei allen drängenden Problemen (Naher Osten, Iran, Georgien, Darfur etc.) nur noch schwieriger: Wenn das mächtigste Land der Welt sich nicht für Entscheidungen des Sicherheitsrates interessiert -- und das offen ausspricht --, wieso sollten sich Länder wie Iran oder Nordkorea daran halten? Wieso sollte für Achmadinedschad gelten, was für Obama und McCain nicht gelten sollte? Wieso verlangen die beiden aber, dass sich jeder -- außer Amerika -- daran zu halten hat?

Und die Kandidaten -- insbesondere der Demokrat Obama, der ansonsten der klare Sieger der Debatte war -- teilen noch einen weiteren Tiefschlag an die Weltorganisation aus: "Hätten die USA den Völkermord in Ruanda verhindern können, so hätte sie es getan", sagt Obama -- und beweist Lücken in seiner historischen Bildung. McCain, der auch 1994 schon in Lohn und Brot des US-Senats saß und sein militärisches Urteilsvermögen nicht genug rühmen kann, pflichtet ihm gern bei.

Jedoch: Keine andere Regierung als die amerikanische Clinton-Administration hat in Ruanda weitreichendere Blauhelm-Aktionen verhindert -- und dem Massenmord an 1 Mio. Menschen zugesehen.

Angesichts all der offenen UN-Schelte muss ich sagen: Natürlich hat das System gravierende Mängel, es ist intransparent, ineffizient und alles andere als reaktionsschnell. Doch für nicht gerade wenige dieser Probleme sind die USA zu großen Teilen mitverantwortlich, weshalb sie auch an deren Lösung mitwirken sollten. Doch davon war im US-Wahlkampf bisher nichts zu hören.

Den beiden Präsidentschaftskandidaten sei außerdem noch geraten, etwas diplomatischere Töne anzuschlagen: Obama ruft nach amerikanischen Militäraktionen in Pakistan, McCain will mit Iran hart ins Gericht und für Russland, dessen aggressive Politik sicher auch ein Aufbegehren gegen fast zwei Jahrzehnte Geringschätzung durch Amerika ist, haben die beiden nur Drohungen übrig.

Ach ja, hat während der zweiten TV-Debatte irgendjemand etwas über den Nahost-Friedensprozess gesagt, der eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Terror und für die Stabilität der ganzen Region spielen dürfte? Nein, ich glaube nicht...

Montag, 6. Oktober 2008

Bröckelndes Wahrzeichen


57 Jahre ohne Generalüberholung. Wer kann das schon noch von sich behaupten? Viele Amerikaner(innen) jedenfalls nicht. Wohl aber das UN-Hauptquartier in New York. 1951 gebaut hat der Bau von weitem kaum an Eindruckskraft verloren: Noch immer spiegeln sich die umstehenden Gebäude und der East River in der breiten Glasfront des Sekretariatsgebäudes. Auch der Sitzungssaal der Generalversammlung wirkt in TV-Übertragungen erhabener als die meisten nationalen Parlamente. Doch bei näherem Hinsehen ist aller Glanz verschwunden.

Die Fassade -- insbesondere des Versammlungsgebäudes -- ist längst nicht mehr strahlend weiß, sondern von Abgasen verschmutzt. Die gepflasterten Flächen rund um den Komplex haben den Kampf gegen Unkraut, das sich aus allen Fugen drängt, längst aufgegeben. Die Sicherheitskontrollen finden in einem Zelt statt.


Und es kommt noch dicker: Die Sitzungsräume, deren Architektur, wie die des gesamten Gebäudes, nach wie vor sehr ästhetisch ist, stellen nicht nur optisch eine Zeitreise in die 50er dar. Die Polster der Stühle sind abgewetzt, Armlehnen aufgerissen, am Metallgestell der Sitze bröckelt der Lack. Die Kopfhörer für die Übersetzung sehen aus wie in frühen Stark Trek Episoden und den Zustand des Teppichbodens in vielen Bereichen des Hauses sollte sich jeder selbst einmal ansehen. Vorsicht sei außerdem all jenen geboten, die sich im Treppenhaus durch die Uno bewegen: Hin und wieder taucht unverhofft eine große Pfütze am Boden auf. Ich habe damit schon so meine Erfahrungen.

Besonders hübsch sind der dritte und vierte Stock des Sekretariats, wo Presse, Agenturen und TV-Sender ihre Büros haben. Beige Metallwände strahlen den Charme eines Luftschutzbunkers aus, die Neonröhren in den Büros (die teilweise keine Fenster haben -- so auch das von IPS) flackern. Oder sie gehen gar nicht, was besonders in dem Gang, der alle Postfächer beinhaltet, enorm hilfreich ist. Da es auch an Entsorgungsroutinen zu fehlen scheint, hat sich eine Wand im vierten Stock kurzerhand zum Sperrmüllsammelplatz entwickelt. Eine wahre Augenweide für Kenner der Technikgeschichte. Um keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen: Auch die Büros außerhalb der für die Medien bestimmten Stockwere sind definitiv vor dem Feng-Shui-Zeitalter entworfen worden.


Nun aber die Pointe: Die öffentlichen Schulen von New York haben dieses Jahr ihre Besuche im UN-Hauptquartier eingestellt -- da das Gebäude den Feuerschutzrichtlinien nicht entspricht. Kontrollen in 2006 und 2007 haben 866 (!) Verstöße festgestellt, von fehlenden Feuerschutztüren über fehlende Rauchmelder bis hin zu fehlenden Sprinkleranlagen. UN-Mitarbeiter behaupten zwar, das Gebäude sei sicher. Dennoch ließ man für 2,7 Millionen Euro neue Feuerschutztüren einbauen -- mit dem hervorragenden Ergebnis, dass diese für behinderte Menschen so gut wie gar nicht passierbar sind. Deswegen -- da die UN ja nicht behindertenfeindlich sein will -- stehen die Feuerschutztüren ("Fire door! Keep closed!") jetzt den ganzen lieben langen Tag offen. Und die Schüler bleiben weiterhin fern.

Auch in Sachen Wasserverbrauch stellt die Weltorganisation ürbigens kein Vorbild dar: Überall tropfende Wasserhähne oder defekte Toilettenspülungen, die unentwegs fließen. Ach ja: Im New Yorker UN-Hauptquartier werden außerdem Papiertücher zum Abtrocknen verwendet, Hand-Föns Fehlanzeige.

Alle hoffen jetzt auf die erste Renovierung des gesamten Gebäudekomplexes, die langsam aber sicher in die Gänge kommt und etwa 1,9 Milliarden Dollar kosten soll. Und die etwa 6000 Beschäftigten im Gebäude fragen sich schon jetzt, wo sie dann eigentlich untergebracht werden.

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Hier noch mein letzter Artikel:

POLITICS: Kosovo's Independece Bid Could End Up in Court

Lege ich allen JONA-Kosovo-Fahrern natürlich sehr ans Herz ;)

Freitag, 3. Oktober 2008

Lesestoff

Mit etwas Verspätung:

RIGHTS: Rendition Victims "Missing" in Ethiopia

und

Im Takt der Stadt von Queens nach Manhattan

Ein kleines Kontrastprogramm diesmal.

Biden siegt inhaltlich -- doch Palin überrascht

Auf Sonjas Vorschlag hin hatten wir gestern Abend das Vergnügen, die TV-Debatte der beiden möchtegern Vizepräsidenten im geselligen Kreis junger Republikaner anzusehen -- natürlich auf Fox News. Wer hätte gedacht, dass man es im liberalen New York schafft, eine ganze Kneipe mit jungen McCain-Palin-Fans voll zu kriegen ;)

Die Reaktion des Publikums entsprach ungefähr meiner Einschätzung: Palin war deutlich besser als erwartet -- selbst die jungen Republikaner haben mit einer Blamage gerechnet. Nach den Katastrophen-Interviews der letzten paar Tage, hat das "Boot Camp" mit McCain-Beratern Wirkung gezeigt. Palin war frech, manchmal sogar witzig, durchaus sympatisch und hat ihre auswendig gelernten Textpassagen ohne großes Stottern unters Volk bringen können (nun ja, als Antworten auf die ihr gestellten Fragen waren sie häufig etwas daneben). Auch optisch konnte sie in ihrem schwarzen Kostüm überzeugen ;)

Joe Biden, der dazu neigt in der dritten Person von sich zu sprechen, hatte inhaltlich natürlich häufig die Nase vorne. Man merkte bei vielen Themen einfach, dass sein Wissen nicht nur auf Last-Minute-Einarbeitung beruht. Am Anfang war er noch etwas blass, kam dann aber in Fahrt und hat am Schluss ein wirklich hervorragendes Abschlussstatement gehalten, das (hoffentlich) noch einmal was gerissen hat. Besonders im Bereich Außenpolitik und Wirtschaft konnte Biden(eher) überzeugen als Palin.

Doch auch sie hatte ihre starken Momente: In der Energiepolitik ist sie nicht so angreifbar wie der ewig-gestrige McCain. In Alaska hat sie sich frühzeitig mit dem Klimawandel auseinandergesetzt und hat Konzepte für eine größere Unabhängigkeit der USA von ausländischer Energie vorgelegt. (Wer meinen letzten IPS Artikel gelesen hat, weiß allerdings, dass Offshore drilling und Ölbohren in Alaska niemanden retten wird)

Und wer war nun der Sieger? Nun, so einfach lässt sich das nicht sagen. Die Schwäche beider Kandidate war, dass sie kaum aus dem Schatten von McCain bzw. Obama treten konnten und deren Positionen häufiger vertraten als ihre eigenen. Palin konnte in dieser Hinsicht noch eher Kante zeigen als Biden, der häufig darum bemüht war, frühere Streitigkeiten zwischen ihm und Obama zu relativieren.

Inhaltlich dürfte es dennoch keine Debatte geben, dass Biden -- obschon auch häufig sehr vage -- fundierter argumentiert hat als die flapsige Sarah. Doch es sollte sich keiner etwas vormachen: Nur weil Biden schon seit Urzeiten im Senat sitzt, heißt das noch nicht, dass er ein grandioser Politiker ist (das gilt auch für McCain). Fähig ist er, kein Zweifel, aber das Kaliber eines Al Gore (oder -- ich wiederhole mich -- einer Hillary Clinton) hat er auf keinen Fall. Er war an diesem Abend dennoch der inhaltliche Sieger. Viele zusätzliche Stimmen für Obama dürfte er allerdings nicht erzeugt haben.

Palin kann auf jeden Fall von sich behaupten, dass sie der McCain-Kampagne nicht noch weiteren Schaden zugefügt hat. Und -- auch das sollte man nicht außer Acht lassen: Bei den Wählern, die mehr nach Sympathie oder Identifikationskraft wählen, dürfte sie gepunktet haben. Und davon gibt es in den USA eine ganze Menge (übrigens auch in Deutschland: "Schröder war mir einfach sympathischer, deswegen hab ich ihn gewählt"). Ob das allerdings ausreicht, um McCain aus dem Abwärtssog der Wirtschaftskrise zu ziehen? Man wird sehen.

Zum Schluss noch Kritik an beiden Kandidaten: Wenn man eine Frage beantwortet, sollte man zumindest kurz auf deren tatsächlichen Inhalt eingehen -- und nicht nur die eigene Agenda zum 20. mal runterbeten.

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Bald ist Zapfenstreich...

Wer wissen will, was mich die halbe Woche und ein paar Büschel Haare gekostet hat, sollte auf den Link klicken ;)

ENVIRONMENT: Companies Scramble for Ever-Scarcer Resources

Muss schon sagen, die ganzen Umweltthemen lassen mich noch zum Öko werden.