Montag, 22. September 2008

Versammelt euch!


9:45h: Erste Reihe, direkt vorm Mikrofon -- und es kann nur noch wenige Augenblicke dauern, bis er erscheint: Nicolas Sarkozy, unser aller Lieblingsfranzose. Doch dann das: Er, der die Presse erst herbestellt hat, kann leider doch nicht kommen. Wichtige bilaterale Gespräche. Ahja... Die Generalversammlung fängt gut an.

Die UNO ist im Ausnahmezustand. Viel mehr Security als sonst, die umliegenden Häuserblocks sind abgesperrt, auch für die Presse sind Teile des Gebäudekomplexes jetzt tabu. Waren letzte Woche noch maximal zwei bis drei halbwegs wichtige Konferenzen, Briefings oder sonstige Veranstaltungen pro Tag angesetzt, so kann man sich jetzt gar nicht mehr entscheiden, wo man hin soll. Heute (Montag) im Fokus: Afrika. Wie so oft. Ich arbeite allerdings erst ab Mittwoch an einem Artikel zum Thema -- zurzeit ist noch Asien und die islamische Welt dran.

Auch dazu gibt es einen Termin: Eine Pressekonferenz mit dem Generalsekretär der Organisation der islamischen Staaten. Zum ersten Mal kann ich bei einer PK eine Frage stellen -- die Antwort ist leider, wie so oft, schwammig, unkonkret und umschifft den unangenehmen Teil meiner Frage. Aber immerhin.

Dann kommt doch noch eine kleine Entschädigung für die geplatzte Sarkozy-Begegnung. Tony Blair (der gerade erst in Yale Halt gemacht hat) gibt sich zusammen mit dem palästinensischen Premierminister, dem norwegischen Außenminister und einem israelischen Politiker (dessen Funktion ich vergessen habe) die Ehre, um über den Nahost-Friedensprozess zu berichten. Der Tenor: Immerhin scheint die Abwärtsspirale der letzten Jahre beendet und die Rezepte für einen nachhaltigen Erfolg scheinen auch klar zu sein. Fehlt nur noch das Geld und der Wille. Blair weiß definitiv wie er mit Kameras und Journalisten umgehen muss -- aber er sieht älter und abgearbeiter aus als erwartet.

Der Tag geht weiter und ich habe noch die Chance die Presidenten von Madagaskar und von Brasilien live zu hören. Letzterer erhält den IPS Award und ich darf die Preisverleihung filmen. Daher stammt auch obiges Foto.

Auf UN-TV kann ich die Auftritte von Condi Rice und Heidemarie Wieczorek-Zeul verfolgen. Und siehe da: Unsre Heidi macht sich wirklich gut und gibt ein energisches Plädoyer ab, dass die Industriestaaten -- wenn sie mal eben 700 Milliarden für ruinöse Banken hinlegen können -- gefälligst ein paar Milliarden für Afrika übrig haben müssen. Dumm nur, dass auch Deutschland in den letzten Jahren vor allem in einem Punkt stark war: Versprechungen. Mehr Geld kam auch aus der BRD und Heidemaries Ministerium nicht. Aber -- davon bin ich überzeugt -- ihre Schuld ist das nicht. Wieczorek-Zeul erhält hiermit den Award für meine Lieblingsministerin im Berliner (Horror-)Kabinett.

Im Laufe des Tages stellt sich übrigens heraus, dass der Trubel doch nicht so groß ist. Die Kantine ist nicht wesentlich voller als sonst und bei den meisten Beteiligten herrscht eine solche Routine -- da kann gar nichts anbrennen. Ob das morgen, wenn George W. & Co. ihre großen Auftritte haben auch so bleibt... Ich bin gespannt.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hey Wulfi! Finde ich toll, dass die HEIDEMARIE deine Lieblingsministerin ist :) und die Verlinkung (wortwörtlich ej!) zu Blairs Yale-Auftritt ist genial... und vielen Dank nochmal für das mega geile Wochenende. Ich träum noch lange von der Stadt, den Blinklichtern und dem stinkenden Chinatown mit dem besten Essen der Welt! Grüße aus D.C. Heidi

El Basti hat gesagt…

Hey Rolf,
das kann und darf ich auch nicht unkommentiert lassen! Die "rote Heidi" deine Lieblingsministerin :-D
Soll das etwa heißen, du findest mit dem Abstand aus Deutschland langsam auf den richtigen Pfad??

Ich träum noch lange von deinen Händen, deinen blinkenden Augen und deinen stinkenden Füßen mit den größten (ne, zweitgrößten!) Hammerzehen der Welt. Grüße aus Ptown Basti

Wolfgang hat gesagt…

Die "rote Heidi" möchte ich als Ministerin in ihrem Fach schon immer ;) So lange sie die Finger von Sozial- und Wirtschaftspolitik lässt, bin ich also zufrieden mit ihr!